London – Die gelockerte Geldpolitik der chinesischen Notenbank hat Europas Börsen am Freitag weitere satte Kursgewinne beschert. Zudem liessen starke Geschäftsergebnisse einiger Unternehmen die Anleger strahlen.
Bereits am Vormittag hatte der EuroStoxx 50 von Nachwirkungen der gestrigen EZB-Aussagen profitiert, die eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe in Aussicht gestellt und damit ein Kursfeuerwerk ausgelöst hatte. Spätestens hiermit sei die erhoffte Jahresendrally eingeleitet worden, sagten einige Börsianer. Die Nachrichten aus China gaben dem Leitindex der Eurozone dann einen weiteren Schub.
Das Börsenbarometer schloss mit einem Plus von 2,17 Prozent bei 3425,81 Punkten. Auf Wochensicht steht damit ein Kursanstieg von knapp 5 Prozent zu Buche. In Paris legte der CAC-40-Index um 2,53 Prozent auf 4923,64 Punkte zu. Der Londoner FTSE 100 gewann 1,06 Prozent auf 6444,08 Punkte.
Chinas Währungshüter reagierten vor dem Wochenende mit gleich drei Massnahmen auf die anhaltenden Konjunktursorgen. Sie senkten den Leitzins für eine Laufzeit von einem Jahr um 0,25 Prozentpunkte auf 4,35 Prozent. Zudem soll der Einlagensatz sinken, der bestimmt, wie viel Banken für das Geld erhalten, das sie bei der Notenbank parken. Und ausserdem wurde der Mindestreservesatz abgesenkt, den die Notenbank als Anteil an den Einlagen der Kunden der jeweiligen Geschäftsbank festlegt.
Nach den Aussagen der Europäischen Zentralbank vom Donnerstag dürfte es der US-Notenbank Fed nun noch schwerer fallen, mit der ersten Zinserhöhung seit neun Jahren die Wende bei ihrer Geldpolitik einzuläuten. Damit begünstigen die anhaltend niedrigen Zinsen weiterhin die Anlageklasse Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.
Aus Branchensicht gab es am Freitag fast nur Gewinner. Am besten schlugen sich die Aktien der Finanzdienstleister: Im marktbreiten Stoxx Eruope 600 zog der Subindex um 3,29 Prozent an.
Dahinter gewann der Autotitel-Index 3,20 Prozent. Ihm half das Kursplus von 4,26 Prozent bei Michelin. Der französische Zulieferer hatte im dritten Quartal vor allem von einer starken Reifen-Nachfrage für PKW und leichte Nutzfahrzeuge profitiert. Ausserhalb des Branchenindex verteuerten sich die Volvo-Titel um 2,75 Prozent. Dank der schwachen heimischen Währung hatte der schwedische Nutzfahrzeugbauer ein kräftiges Gewinnplus erzielt.
Schlusslicht in der Branchenübersicht war hingegen der Index für die Öl- und Gasunternehmen: Als einziger Verlierer gab er um 0,14 Prozent nach.
Unter den Einzelwerten ragten ansonsten die Aktien von Kering mit einem Kurssprung von 10,60 Prozent heraus. Der französische Luxusgüterkonzern hatte seinen Umsatz im dritten Quartal zweistellig gesteigert. Vor allem bei den Marken Gucci oder Yves Saint Laurent hatte das Geschäftgebrummt. Kering ist die Muttergesellschaft des deutschen Sportartikelherstellers Puma.
Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci legte dank seiner Geschäfte ausserhalb des Heimatmarktes stärker zu als vom Markt erwartet. Entsprechend verteuerten sich die Papiere um 2,28 Prozent. Dagegen ging es für die Aktien von A.P. Moeller-Maersk um 5,21 Prozent nach unten. Der dänische Hapag-Lloyd-Konkurrent hatte angesichts der aktuellen Schwäche des Containerschiffmarktes seine Gewinnprognose gesenkt.
Beim schwedischen Telekomzulieferer Ericsson war es im abgelaufenen Quartal nicht rund gelaufen. Das Unternehmen hatte nur dank der schwachen Schwedischen Krone die schlappe Nachfrage für Netzwerkausrüstung verdaut. Der Umsatz ohne Währungseinflüsse sowie Zu- und Verkäufe war dagegen um 9 Prozent gesunken, die Erwartungen der Analysten wurden damit verfehlt. Die Aktien gaben um 6,00 Prozent nach. (awp/mc/upd/ps)