Paris – Die europäischen Börsen sind am Freitag mit kräftigen Kursgewinnen ins Wochenende gegangen. Die Anleger seien erleichtert, dass der Abgas-Skandal bei Volkswagen wohl tatsächlich nur auf den Wolfsburger Autobauer begrenzt sei, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Londoner Investmenthaus Peregrine & Black. Ausserdem seien die Aussagen von US-Notenbankchefin Janet Yellen vom Vorabend positiv aufgenommen worden. Anleger zeigten sich wieder bereit für positive fundamentale Nachrichten, so Huber.
Der EuroStoxx-50-Index schloss 3,11 Prozent höher bei 3113,16 Punkten. Auf Wochensicht verzeichnet der Eurozonen-Leitindex aber dennoch ein Minus von 1,40 Prozent. Am Vortag war der Index der 50 wichtigsten Euro-Aktien zum ersten Mal seit einem Monat wieder kurzzeitig unter 3000 Punkte gerutscht. Der Pariser CAC-40-Index gewann am Freitag 3,07 Prozent auf 4480,66 Punkte. Der FTSE-100-Index kletterte in London um 2,47 Prozent auf 6109,01 Punkte hoch. Auf Wochensicht schaffte er damit ein kleines Plus.
Wie der Gesamtmarkt zeigten auch einige Einzelwerte zum Teil heftige Gegenbewegungen in Reaktion auf die jüngsten Kursverluste. Fundamentale Nachrichten gab es meistens nicht. So sprangen die Aktien des französischen Konsumgüterkonzerns L› Oreal als Tagesgewinner im Eurozonen-Leitindex um 5,56 Prozent nach oben. Unilever folge mit einem Plus von gut 5 Prozent ebenfalls aus der gleichen Branche. Die Analysten von Berenberg hatten das Papier hochgestuft und empfehlen nun den Kauf.
Nur einer der 50 Werte in dem Eurozonen-Leitindex schloss auf Tagessicht im Minus: Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) verloren 4,32 Prozent. Sie büssten im Sog des Abgas-Skandals im Wochenverlauf damit ein Drittel an Wert ein. Die Wolfsburger hatten die Finanzmärkte mit manipulierten Abgastests bei Dieselfahrzeugen in den USA schockiert. Der bisherige VW-Chef Martin Winterkorn hatte in der Folge am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt. Bis Handelsschluss am Freitag gab es noch keine Neuigkeiten vom Aufsichtsrat des Autobauers, der über die Nachfolge entscheidet. Porsche-Chef Matthias Müller gilt als Favorit.
An der Spitze des FTSE 100 gewannen die Aktien des britischen Chipherstellers ARM Holdings knapp 6 Prozent: die Analysten von Stifel hatten das Papier mit «Buy» neu eingestuft. Auch der zweitbeste Wert Johnson Matthey profitierte von einem Analystenkommentar. Neil Tyler vom Analysehaus Redburn hält die bisherigen Kursverluste für übertrieben und sprach eine Kaufempfehlung aus. (awp/mc/pg)