EU-Verlauf: Fest – Anleger sehnen gute US-Daten herbei
Paris – In der Hoffnung auf gute US-Arbeitsmarktdaten haben die europäischen Aktienmärkten am Freitag kräftige Gewinnen verbucht. Die Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Schuldenkrise im Euroraum brachte nach Ansicht von Händlern kaum zusätzliche Impulse. Der EuroStoxx 50 stieg bis zur Mittagszeit um 1,66 Prozent auf 2.352,99 Punkte. Sehr freundlich war auch die Entwicklung der anderen europäischen Indizes. Der CAC 40 in Paris kletterte um 1,47 Prozent auf 3.176,02 Punkte. In London rückte der FTSE 100 um 1,46 Prozent auf 5.569,71 Punkte vor.
Nach der jüngsten Verbesserung bei den US-Konjunkturdaten hofften die Anleger auf ein Anhalten des Trends, wenn am Nachmittag die Arbeitsmarktdaten bekanntgegeben werden, sagte Marktstratege Stan Shamu von IG Markets. Experten rechnen für November mit einem stärkeren Anstieg der Beschäftigtenzahl als im Oktober.
Das Echo auf die Merkel-Äusserungen über die Zukunft der Eurozone fiel unterschiedlich aus. Ein Händler sagte, die Bundeskanzlerin habe vorwiegend bekannte Standpunkte wiederholt, wie zum Beispiel ihre Ablehnung von Eurobonds. Andere sahen die Hoffnung auf positive Ergebnisse beim EU-Gipfel am 9. Dezember durch Merkels Worte gestärkt. Dort würden möglicherweise neue Lösungen präsentiert. Als Ziel der Bundesregierung hatte Merkel im Bundestag Änderungen der EU-Verträge zur Schaffung einer Fiskalunion genannt. Die Krise sei jedoch nicht mit einem Befreiungsschlag über Nacht zu bewältigen.
Deutliche Kursgewinne verzeichneten vor allem die Autowerte nach guten US-Absatzzahlen. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles and Parts stieg um 2,60 Prozent. Vor allem die deutschen Hersteller hatten ihre Verkäufe in den USA im November kräftig gesteigert. Von ihnen legten Daimler im EuroStoxx 50 mit plus 3,01 Prozent am meisten zu.
Die Hoffnung auf ein Nachlassen der Schuldenkrise liess auch die Bankentitel kräftig steigen. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks kletterte um 3,54 Prozent. Das «Handelsblatt» hatte zudem berichtet, dass die europäische Bankenaufsicht EBA ihren Stresstest voraussichtlich nicht verschärfen werde, wenn am 7. und 8. Dezember die Entscheidung falle. Spitzenreiter im EuroStoxx 50 waren BNP Paribas mit plus 7,08 Prozent, gefolgt von der niederländischen ING Groep mit plus 5,11 Prozent und Societe Generale mit plus 4,66 Prozent.
In Paris gaben die Papiere des französischen Luxusgüterherstellers Pinault-Printemps-Redoute (PPR) 0,31 Prozent nach. Der Chef des zu PPR gehörenden Modehauses Gucci, Patrizio di Marco hatte in einem Gespräch mit «Le Figaro» gesagt, er könne eine Auswirkung der allgemeinen Wirtschaftsschwäche auf den Luxusgütermarkt im kommenden Jahr nicht ausschliessen. In London legten die Papiere des zweitgrössten europäischen Tabakherstellers Imperial Tobacco Group 1,47 Prozent zu. Nach Angaben des Index-Anbieters Stoxx werden sie für den Versicherer Axa in den Stoxx-Europe-50 aufrücken. Die Axa-Aktien stiegen gleichwohl um 4 Prozent. (awp/mc/ps)