Paris – Die wichtigsten Aktienmärkte in Europa sind am Donnerstag nach dem leichten Rücksetzer zur Wochenmitte weitgehend auf der Stelle getreten. Etwas schwächer als erwartete Konjunkturdaten aus den USA drückten am Nachmittag etwas auf die Stimmung, so dass frühe Gewinne grösstenteils wieder abgegeben wurden und der EuroStoxx 50 moderat nachgab. Er beendete den Handel mit minus 0,15 Prozent bei 3284,28 Punkten. Zu Wochenbeginn war der Leitindex der Eurozone noch mit 3314 Punkten auf den höchsten Stand seit September 2008 gestiegen.
In London ging der Leitindex FTSE 100 am Donnerstag mit plus 0,06 Prozent auf 6843,11 Punkte aus dem Tag. «Die enge Handelsspanne hierzulande zeigt, wie abgelenkt die Märkte inzwischen vor dem Start der Fussball-WM sind», sagte Analyst Chris Beauchamp vom Broker IG. Der Pariser CAC-40-Index gab um 0,02 Prozent auf 4554,40 Punkte nach. Der Börsenbetreiber Euronext mit seinen Handelsplattformen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Portugal hatte am Morgen noch technische Schwierigkeiten, weshalb der Aktienhandel dort erst um 9.30 Uhr begann.
Positive Konjunkturdaten aus der Eurozone wirkten sich letztlich kaum aus. Die Industrieproduktion hatte sich im April stärker als erwartet erholt. Zum Vorjahresmonat steigerten die Unternehmen ihre Produktion um 1,4 Prozent. Vor allem bei Energie- und Verbrauchsgütern konnten kräftige Zuwächse verbucht werden. In den USA hingegen stiegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend und auch der Einzelhandelsumsatz im Mai enttäuschte etwas.
Nachdem der Sektor der Rohstoffwerte am Vortag als einziger leicht zulegen konnte, war er nun Schlusslicht unter den 19 Branchen des Stoxx Europe 600 . Er gab um 1,44 Prozent nach. Anglo American waren mit minus 3,18 Prozent Schlusslicht im «Footsie». Händlern zufolge hat Morgan Stanley empfohlen, die Aktie des Bergbauunternehmens zu verkaufen. Rio Tinto und Antofagasta zeigten sich in der Folge ebenfalls sehr schwach mit minus 3,12 Prozent und minus 2,60 Prozent. Der Öl- und Gassektor hingegen war mit plus 1,19 Prozent Favorit.
Unter den Einzelwerten fielen erneut die Papiere der französischen Telekomunternehmen auf. Nachdem Bouygues , Orange und Iliad nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen für das Mobilfunkunternehmen Bouygues Telecom tags zuvor zwischen drei und sieben Prozent eingebüsst hatten, machten sie nun ihre Verluste weitgehend wieder wett. Die Papiere des Mobilfunkbetreibers Iliad und der Bau- und Telekomgesellschaft Bouygues stiegen zwischen fünf und sechs Prozent, die Orange-Aktien gewannen nun an der EuroStoxx-Spitze 1,31 Prozent. Erneut waren Fusionsfantasien der Grund. Wie Frankreichs Wirtschaftsminister Arnauld Montebourg sagte, wolle die Regierung den Unternehmen der Mobilfunkbranche in ihren Fusionsbestrebungen helfen.
Die Alstom-Aktien stiegen in Paris um 0,22 Prozent. Beim Bietergefecht um den französischen Industriekonzern eilt dem Siemens-Konzern noch ein japanisches Unternehmen zur Hilfe: Neben Mitsubishi Heavy Industries will sich nun auch die Hitachi-Gruppe an dem Angebot beteiligen. Gespräche zwischen Siemens und Mitsubishi waren am Mittwoch bekannt geworden.
In den Fokus rückten zudem auch die Papiere von Nokia . Die Finnen wollen ihren Kartendienst Here weiterentwickeln und kaufen daher die US-Firma Medio Systems, die in Echtzeit grosse Datenmengen auswerten kann. Die Aktien gewannen 0,76 Prozent. (awp/mc/ps)