EU-Schluss: Gute US-Jobdaten dämpfen Zinshoffnungen
Paris – Europas Aktienmärkte haben nach ihrem zuletzt guten Lauf den Rückwärtsgang eingelegt. Nachdem der US-Arbeitsmarktbericht für Juni überraschend robust ausgefallen war, weiteten die wichtigsten Börsenindizes am Freitag ihre Tagesverluste etwas aus. Die guten Jobdaten liessen die Hoffnung auf eine starke US-Leitzinssenkung im Juli ein wenig schwinden und sorgten so für eine etwas trübe Stimmung zum Wochenschluss. Deutlich fallende Zinsen würden Aktien im Vergleich zu Anleihen tendenziell attraktiver machen.
Der EuroStoxx50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,46 Prozent im Minus bei 3527,98 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit aber immer noch ein Plus von 1,56 Prozent. Der französische Cac 40 verlor am Freitag 0,48 Prozent auf 5593,72 Zähler und für den britischen Leitindex FTSE 100 ging es um 0,66 Prozent auf 7553,14 Punkte nach unten. Alle drei Indizes hatten am Vortag trotz bereits geringer Bewegungen im Handelsverlauf jeweils das höchste Niveau seit Jahresbeginn erreicht.
Für die US-Notenbank (Fed) wäre eine geldpolitische Pause im Grunde das Gebot der Stunde, denn nach einer Rezession sähen diese Arbeitsmarktdaten nun gar nicht aus, schrieb Analyst Bernd Krampen von der Landesbank NordLB. Die Daten seien zwar nur eine Veröffentlichung unter vielen gewesen – allerdings die wohl wichtigste vor der nächsten Fed-Sitzung am 31. Juli.
Wegen der allgemein schwächeren Wirtschaftsentwicklung wurde bisher erwartet, dass die Fed Ende Juli ihre erste Zinssenkung seit mehr als einer Dekade vornimmt. Einige Marktteilnehmer spekulieren sogar auf einen grossen Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt. Die soliden Jobdaten dürften die Wahrscheinlichkeit hierfür reduziert haben.
Aus Branchensicht zählten die Bankwerte mit plus 0,33 Prozent zu den wenigen Gewinnern. Die Erträge der Finanzhäuser würden unter deutlich sinkenden Zinsen weiter leiden. Insofern setzten sich die Aktien von Societe Generale mit plus 1,76 Prozent an die EuroStoxx-Spitze.
Rohstoffwerte standen dagegen mit minus 2,24 Prozent am deutlichsten unter Druck. Auslöser dürfte laut Börsianern neben dem Preisverfall bei einigen Rohstoffen auch eine Studie von JPMorgan gewesen sein. Analysten der US-Bank hatten die Kursziele einiger Bergbaukonzerne wegen Wechselkurs- und Preiseffekten angepasst. In London gaben die drei Branchenriesen Glencore , BHP Billiton und Rio Tinto um bis zu knapp 4 Prozent nach.
Eine Gewinnwarnung des schwedischen Messtechnikkonzerns Hexagon brachte derweil auch einige Branchenkollegen unter Druck. Schneider Electric aus Frankreich büssten am Ende des EuroStoxx rund 4 Prozent ein. Siemens litten zudem unter dem unerwartet schwachen Auftragseingang in der deutschen Industrie und verloren knapp 3 Prozent.
In der Schweiz gehörten ABB-Papiere mit einem Abschlag von mehr als 3 Prozent zu den grössten Verlierern im Leitindex SMI . Für die Anteilscheine von Hexagon selbst ging es um knapp 11,5 Prozent nach unten, nachdem sie zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar gefallen waren. (awp/mc/pg)