EU-Schluss: Gewinne – Fed-Entscheid beflügelt
Paris – Beflügelt vom bekräftigten Niedrigzinsversprechen der US-Notenbank Fed haben Europas Börsen am Donnerstag zugelegt. Der EuroStoxx 50 schloss 1,05 Prozent höher bei 3271,37 Punkten. Bereits am Vortag hatte der Leitindex der Eurozone nach einer Serie von acht Verlusttagen in Folge wieder Gewinne verbucht. In Paris rückte der CAC 40 um 0,75 Prozent auf 4464,70 Punkte vor, und an der Londoner Börse ging es für den FTSE 100 um 0,57 Prozent auf 6819,29 Punkte aufwärts.
Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend bekräftigt, dass der Leitzins für einen «beträchtlichen Zeitraum» nach dem Ende des konjunkturstützenden Anleihekaufprogramms sehr niedrig bleiben sollte. Analysten hatten vorher darüber spekuliert, dass dieser Passus gestrichen werden könnte. In der Folge hatten am Donnerstag an der Wall Street der Dow Jones Industrial und der S&P-500-Index Rekordhochs erreicht. Dabei halfen auch positive US-Konjunkturdaten: Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war stärker zurückgegangen als gedacht.
Für weiteren Auftrieb sorgte laut Händlern unterdessen ein verhaltener Optimismus, dass die Schotten im Referendum an diesem Donnerstag für einen Verbleib bei Grossbritannien votieren. Die Abstimmung verspricht allerdings ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern der Unabhängigkeit zu werden. Mit dem Ergebnis wird frühestens Freitagmorgen gerechnet.
Europaweit gab es am Donnerstag nur Gewinner. Im Branchenvergleich schlugen sich die Chemietitel mit einem Plus von 2,29 Prozent am besten. Dabei half ein Kurssprung von mehr als 6 Prozent bei den Aktien von Bayer . Die Leverkusener stehen vor einem der grössten Umbrüche in ihrer Geschichte: Nach der traditionsreichen Chemie vor zehn Jahren plant der Vorstand nun auch die Kunststoffsparte abzuspalten sowie sie an die Börse zu bringen. Papiere der Lebensmittel- und Getränkehersteller verzeichneten mit plus 0,49 Prozent den geringsten Zuwachs.
In dem ansonsten nachrichtenarmen Umfeld bewegten vor allem Analystenstudien die Kurse. Papiere von Inditex knüpften nach einer Abstufung durch die Deutsche Bank an ihre Vortagesverluste an und landeten mit minus 0,53 Prozent auf dem letzten Platz im EuroStoxx. Der Bekleidungskonzern hatte am Vortag zwar überraschend starke Geschäftszahlen veröffentlicht. Allerdings habe der Ausblick auf das zweite Halbjahr enttäuscht, schrieb Analyst Paul Reynolds in seiner aktuellen Studie. Der Reynolds rechnet mit einem starken Margenrückgang in der zweiten Jahreshälfte.
Aktien von Unilever rückten lediglich um 0,50 Prozent vor. Die japanische Bank Nomura hatte das Kursziel für den Konsumgüterkonzern gesenkt. Die Geschäftsdynamik sowohl in den aufstrebenden als auch in den entwickelten Märkten habe sich im dritten Quartal verlangsamt, schrieb Analyst David Hayes.
In London führten Papiere von Tui Travel nach einer Kaufempfehlung den britischen Leitindex «Footsie» an. Analyst Jamie Rollo von der US-Bank Morgan Stanley sieht die «zukünftige Tui» positiv. Rollo rechnet mit solidem organischen Wachstum des Reisekonzerns und hohem Potenzial für Ausschüttungen. Tui-Travel-Papiere zogen um mehr als 4 Prozent an. Für die Titel von Easyjet ging es um 0,45 Prozent nach oben. Der britische Billigflieger hatte seinen Aktionären eine höhere Dividende in Aussicht gestellt.
In Zürich wurde der am Mittwochnachmittag gestoppte Handel mit den Aktien des Industriekonzerns Sulzer wieder aufgenommen. Die Titel reagierten mit einem Kurssprung von mehr als acht Prozent auf die Gesprächen über eine mögliche Fusion mit dem amerikanischen Maschinenbaukonzern Dresser-Rand. (awp/mc/pg)