Paris – Nach dem positiven Votum des griechischen Parlaments zu den Sparplänen Mitte der Woche haben die europäischen Börsen am Donnerstag weiter zugelegt. Die Anleger zeigten sich Händlern zufolge weiter zuversichtlich, dass die Abgeordneten nun auch noch einem Ausführungsgesetz zu den Plänen der Regierung zustimmen werden. Der EuroStoxx 50 stieg um 0,29 Prozent auf 2.810,56 Punkte und knüpfte so an seine Vortagsgewinne an. Damit könnte auch die Halbzeitbilanz für 2011 des europäischen Leitindex positiv ausfallen.
Der CAC 40 legte an diesem Donnerstag in Paris 0,21 Prozent zu auf 3.932,43 Punkte und in London rückte der FTSE 100 um 0,68 Prozent auf 5895,73 Punkte vor.
Banken- und Versicherungswerte zählten einmal mehr zu den Favoriten am Markt. Hier herrschte die Hoffnung vor, dass nach der endgültigen Verabschiedung der Sparpakete nun der Weg frei ist für Milliardenhilfen für das hoch verschuldete Griechenland. Entsprechend verbuchten ING, BNP Paribas und Axa Gewinne von etwa 1 Prozent.
Die Titel der teilverstaatlichten britische Grossbank Lloyds Banking Group sprangen an der Spitze des «Footsie» gar um 9,04 Prozent auf 48,69 Pence in die Höhe. Das Institut steht vor radikalen Einschnitten: Der neue Unternehmenschef Antonio Horta-Osorio kündigte an, 15.000 Stellen zu streichen und die Kosten bis 2014 um 1,5 Milliarden Pfund (1,67 Milliarden Euro) jährlich zu senken. Aus mindestens der Hälfte der 30 Länder, in den Lloyds vertreten ist, will der Portugiese das auch fast drei Jahre nach dem vollen Ausbruch der Finanzkrise noch mit Verlusten kämpfende Kreditinstitut zurückziehen.
Ferner stiegen die Aktien der London Stock Exchange (LSE) um 5,23 Prozent auf 1006,00 Pence, nachdem der Börsenbetreiber und die Börse Toronto ihre Heirat abgeblasen hatten. Es sei schon jetzt abzusehen, dass auf der anstehenden Hauptversammlung der Börse Toronto an diesem Donnerstag nicht die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für den Zusammenschluss erreicht werde. Eine Gruppe kanadischer Finanzfirmen war der London Stock Exchange in die Parade gefahren und hatte ein eigenes Übernahmeangebot für den Börsenbetreiber von Toronto vorgelegt. Händlern zufolge könnte nun die LSE zum Übernahmeziel werden und diese Aussicht habe die Papiere des Börsenbetreibers angetrieben. Laut dem Analysten Arnaud Giblat von der UBS etwa stehen jetzt die Chancen gut, dass die US-Börse Nasdaq OMX sich für die LSE interessieren könnte.
In Zürich sanken die Papiere von Roche um 1,07 Prozent auf 138,50 Franken. Der Pharmakonzern hatte in den USA mit dem Krebsmedikament Avastin einen herben Rückschlag erlitten. Ein Ausschuss der US-Gesundheitsbehörde FDA sieht bei dem Medikament keinen ausreichenden klinischen Nutzen bei der Behandlung von Brustkrebs und stimmte gegen die Verwendung des Medikaments, wie die Tochter Genentech am Mittwochabend mitteilte. Analyst David Evans von der italienischen Bank Unicredit meinte indes, dass Roche weiterhin Margenpotetial habe. insgesamt sei die Nachrichtenlage positiv und die Aktien ansprechend bewertet. (awp/mc/ps)