EU-Verlauf: Gewinne – Hoffnung auf Griechenland-Lösung
London – Hoffnungen auf einen Durchbruch in Griechenland und Konjunkturdaten aus China haben den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch deutliche Gewinne beschert. Der EuroStoxx 50 stieg bis zum Mittag um 1,66 Prozent auf 2.456,89 Punkte. Damit knüpfte der Leitindex an seine freundliche Vortagsentwicklung an. Er stand damit knapp unter seinen Höchstständen von Ende vergangener Woche, als er sich so stark wie seit Ende Oktober nicht mehr präsentiert hatte. Der Cac 40 in Paris legte am Mittwoch um 1,50 Prozent auf 3.348,15 Punkte zu und der Londoner FTSE 100 gewann 1,39 Prozent auf 5.760,33 Punkte.
«Es gibt erneut Gerüchte, dass sich Griechenland mit seinen privaten Schuldnern auf einen Schuldenschnitt geeinigt hat», sagte ein Börsianer. Auch der Euro entwickelte sich positiv. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg von mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfahren hat, soll Banken eine Abschreibung von möglicherweise mehr als 70 Prozent mit einer Nachbesserung bei einer Konjunkturerholung in dem hoch verschuldeten EU-Mitgliedsland schmackhaft gemacht werden.
Marktexperten verwiesen zudem darauf, dass der gestiegene Einkaufsmanagerindex für China im Dezember die Erwartungen deutlich übertroffen habe. Dies schüre Hoffnungen, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt könnte sich den Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise entziehen. Am Nachmittag könnten noch Konjunkturdaten aus den USA dem Markt Impulse geben – Experten hoffen insbesondere auf gute Nachrichten vom ISM-Einkaufsmanagerindex.
Die jüngsten Unternehmenszahlen stiessen am Markt uneinheitliches Echo. Der starke Franken liess Umsatz und operativen Gewinn beim Schweizer Pharma- und Diagnostik-Konzern Roche im vergangenen Jahr sinken. Die Aktien gaben entsprechend um knapp ein Prozent nach und waren damit einziger Verlierer im Swiss-Market-Index (SMI). Beim italienischen Energiekonzern Enel sorgten besser als erwartete Jahreszahlen für Kursgewinne von 0,90 Prozent. UBS-Analyst Alberto Gondolfi monierte indes, die Entscheidung, für 2012 keine Zwischendividende zu zahlen, beleuchte die Risiken, denen die Aktie durch mögliche Reformen Italiens und Spaniens im Energiemarkt sowie durch bis zum Jahresende notwendige Refinanzierungsmassnahmen ausgesetzt sei.
Ein enttäuschendes Nettoergebnis von Scania im vierten Quartal liess die Aktien des Nutzfahrzeugherstellers, der mehrheitlich dem deutschen Autobauer Volkswagen (VW) gehört, um mehr als zwei Prozent sinken. Scania schiebt zudem wegen der unsicheren Aussichten Investitionen auf die lange Bank und will stärker auf die Kosten achten. Der finnische Edelstahl-Hersteller Outokumpu geht mit hohen Quartalsverlusten in die frisch vereinbarte Partnerschaft mit ThyssenKrupp, was die Titel um über sechs Prozent einbrechen liess.
Derweil stiegen die Aktien von Fiat Industrial um dreieinhalb Prozent, nachdem die vom Autokonzern Fiat abgespaltene Sparte nach einem robusten Schlussquartal die Umsatzprognose für das laufende Jahr erhöht hatte. Ein Rekordabsatz des französischen Autobauers Renault und des mit ihm verbündeten japanischen Konkurrenten Nissan bescherte den Renault-Titeln Kursgewinne von ebenfalls gut dreieinhalb Prozent. (awp/mc/ps)