London – Überraschend gute Zahlen zum chinesischen Aussenhandel haben die wichtigsten europäischen Börsen am Donnerstag belebt. Der EuroStoxx 50 verzeichnete mit einem Plus von 0,80 Prozent auf 2.816,88 Punkte den deutlichsten Gewinn dieser Handelswoche. In Paris gewann der CAC 40 0,64 Prozent auf 4.064,32 Punkte. In London fing sich die Börse nach dem schwachen Vortag wieder, der FTSE 100 stieg um 0,28 Prozent auf 6.529,68 Punkte.
Die chinesischen Daten zur Handelsbilanz seien unter den Konjunkturdaten das Highlight des Tages gewesen, sagte ein Marktstratege in Kopenhagen. Auch wenn die Daten verdächtig stark seien, linderten sie doch etwas die Ängste um eine harte Landung der chinesischen Volkswirtschaft. Marktstratege Michael Hewson vom Broker CMC Markets kommentierte, falls die Verbesserungen bei den chinesischen Importen glaubhaft seien, sollten sie sich auch in den am Freitag anstehenden Produktionszahlen aus der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt niederschlagen.
Die Zahlen aus China lieferten insbesondere dem Rohstoffsektor gute Vorgaben. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Basic Resources wies ein Plus von 2,80 Prozent auf. Die grössten Profiteure fanden sich mit Anglo American, Antofagasta, Glencore Xstrata, BHP Billiton und Fresnillo in London – die Titel der Rohstoffkonzerne legten zwischen zweieinhalb und mehr als vier Prozent zu.
Ebenfalls stark zeigten sich europaweit Bankenwerte mit einem Aufschlag von durchschnittlich 1,35 Prozent. Unicredit legten 4,49 Prozent zu, Intesa SanPaolo 3,35 Prozent. Auch ING mit plus 2,51 Prozent und Societe Generale mit plus 2,39 Prozent konnten profitieren. Die Aktien des britischen Vermögensverwalters Schroders kamen hingegen ins Schlingern. Mit minus 5,32 Prozent fielen die Titel trotz Gewinnanstiegs ans Ende des FTSE 100 – Kunden hatten im Juni massiv Gelder abgezogen.
Bei Versicherern standen Zahlen auf der Tagesordnung. Standard Life mussten trotz eines Gewinnanstiegs im ersten Halbjahr beim Aktienkurs 2,56 Prozent Verlust verdauen. Ganz anders beim drittgrössten britischen Versicherer Aviva : Ein stärker als gedacht ausgefallener Gewinn liess die Papiere um 7,61 Prozent nach oben und an die Spitze des britischen Leitindex schnellen. Beim Schweizer Rückversicherer Swiss Re gab es ein Plus von 1,59 Prozent. Dank einer Steuergutschrift stand im zweiten Quartal unter dem Strich trotz teurer Flutschäden mehr Gewinn als erwartet.
Nestlé waren im Züricher SMI Schlusslicht mit einem Minus von 2,16 Prozent. Der weltgrösste Lebensmittelhersteller schwächelt weiter in den Schwellenländern. Der Umsatz war im ersten Halbjahr zwar gewachsen, aber schwächer ausgefallen als von Experten geschätzt. Der Primus zog die Branche mit nach unten – der Branchenindex Stoxx Europe 600 Food & Beverage gab 0,61 Prozent ab. (awp/mc/upd/ps)