Paris – Dank einer Rally bei italienischen Aktien ist der EuroStoxx 50 am Montag auf den höchsten Stand seit September 2008 gestiegen. Positive Impulse kamen auch von der noch andauernden Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra. In London blieb der Aktienmarkt indes wegen des Frühlingsfeiertages geschlossen. Da auch in den USA die Börsen an diesem Tag wegen des Memorial Day nicht geöffnet haben, sprachen Börsianer von einem ruhigen Handel.
Der EuroStoxx stieg zum Handelsschluss um 1,16 Prozent auf 3240,39 Punkte. In Paris rückte der CAC 40 um 0,75 Prozent auf 4526,93 Punkte vor. Besonders deutlich legte der italienische FTSE MIB mit plus 3,61 Prozent zu. Händler verwiesen auf den deutlichen Sieg der europafreundlichen Sozialdemokraten von Regierungschef Matteo Renzi bei der Wahl zum europäischen Parlament.
Europas Währungshüter bekräftigten ihre Bereitschaft zum Handeln gegen zu niedrige Inflationsraten. «Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt», sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Es gebe durchaus das Risiko, dass sich die Erwartung sinkender Teuerungsraten durchsetze. Verbraucher sowie Unternehmen könnten dann Investitionen aufschieben und die konjunkturelle Erholung bremsen.
Allerdings bezweifelt kaum noch jemand, dass die Währungshüter auf ihrer nächsten ordnungsgemässen Sitzung im Juni wohl weitere Schritte im Kampf gegen die bedrohlich niedrige Inflation im Euroraum verkünden werden. Eine mögliche Leitzinssenkung sehen Marktbeobachter inzwischen weitgehend in den Kursen eingepreist.
Sämtliche Branchen-Indizes in Europa zeigten sich im grünen Bereich, wobei der Rohstoffsektor mit 0,08 Prozent das kleinste Plus verzeichnete. Der Autosektor legte mit plus 1,69 Prozent dagegen am kräftigsten zu.
Im EuroStoxx standen überwiegend italienische Aktien an der Spitze. Unicredit etwa gewannen 4,82 Prozent, gefolgt von Intesa SanPaolo mit plus 4,23 Prozent. Assicurazioni Generali und Enel stiegen um rund vier beziehungsweise dreieinhalb Prozent. Verlierer gab es in dem Index nicht.
In der Schweiz stiegen die Aktien von Credit Suisse um mehr als ein Prozent und standen damit an der Spitze des Leitindex SMI . Die Deutsche Bank hatte die Papiere zum Kauf empfohlen. Analyst Matt Spick rechnet nach dem Ende des Prozesses über Beihilfe der Bank zur Steuerhinterziehung von US-Bürgern damit, dass sich der Kapitalpuffer der Bank nun allmählich wieder vergrössern werde.
Im Pariser CAC 40 standen die Papiere der Hotelkette Accor an der Spitze mit plus 2,99 Prozent auf 37,52 Euro. Sie profitierten von Übernahmespekulationen im Sektor. Der Nachrichtensender Sky hatte am Sonntag mit Verweis auf Insider berichtet, dass die weltgrösste Hotelgruppe InterContinental Hotels ein Übernahmeangebot aus den USA über zehn Milliarden Dollar abgelehnt habe. Es sei angeblich als «zu niedrig» zurückgewiesen worden, hiess es.
In Stockholm sackten die Aktien von Getinge um mehr als zehn Prozent ab. Die Schwierigkeiten mit der US-Arzneimittelaufsichtsbehörde wegen bestimmter Qualitätskontrollen könnten grösser als gedacht sein, teilte das schwedische Medizintechnik-Unternehmen mit. (awp/mc/upd/ps)