EU-Schluss: Fest – Italien lässt hoffen
Paris – Die meisten wichtigsten europäischen Börsen haben am Dienstag ihre Vortagesverluste mehr als wett gemacht. Die eingetretene, befürchtete Haushaltssperre in den USA wurde ignoriert. Auftrieb für die meisten Indizes kam aber vor allem in den letzten zwei Handelsstunden. Händler verwiesen dafür auf wachsende Hoffnungen, dass die Regierungskrise in Italien ein positives Ende nehmen könnte. Es wird darauf spekuliert, dass Regierungschef Enrico Letta gestärkt aus dem am Mittwoch geplanten Vertrauensvotum im Parlament gehen könnte, da mit «Überläufern» aus Berlusconis Lager gerechnet wird.
Der EuroStoxx 50 ging mit einem Plus von 1,38 Prozent auf 2.933,02 Punkte aus dem Handel. Der CAC 40 in Paris kletterte um 1,28 Prozent nach oben auf 4.196,60 Punkte nach oben. Der Mailänder FTSE-MIB-Index stieg um 3,11 Prozent, hatte allerdings an den vorangegangenen drei Handelstagen auch annähernd vier Prozent verloren. Lediglich der Londoner FTSE 100 schloss fast unverändert mit minus 0,03 Prozent bei 6.460,01 Punkten.
Schwache Minenwerte nach dem Einbruch des Goldpreises und der im September überraschend gefallene Einkaufsmanagerindex für die britische Industrie drückten auf die Stimmung.
Die Hoffnungen in Italien gründeten darauf, dass PdL-Chef Angelino Alfano seine Partei aufrief, sich bei der Vertrauensabstimmung hinter Letta zu stellen. Damit würde sich Silvio Berlusconis Partei «Volk der Freiheit» (PdL) gegen dessen Kurs wenden.
Unter den einzelnen Branchen war die der Bergbauunternehmen mit minus 0,87 Prozent zweitschwächste im Stoxx 600 . Nur der Nahrungsmittel- und Getränkesektor war stand einem Verlust von 0,94 Prozent noch etwas schlechter da. Hier belasteten Händlern zufolge die zuletzt enttäuschende Geschäftsentwicklung von Unilever und darauf folgende negative Analystenkommentare. Der weltweit zweitgrösste Konsumgüterhersteller kann in den Schwellenländern derzeit nur kleinere Sprünge machen. Im dritten Quartal hatte sich das Wachstum in dieser für Unilever wichtigen Region abgeschwächt. Schuld hatte vor allem der starke Euro. Aber auch aus den etablierten Industrieländern kam im dritten Quartal keine Unterstützung. Die Aktie sackte daraufhin an das Ende des EuroStoxx 50 und verlor 2,83 Prozent.
Die Aktien des Konkurrenten Nestle sanken um 0,24 Prozent. Der weltgrösste Lebensmittelkonzern dampft seine Investitionen ein. «Wir werden in den nächsten Jahren unsere Investitionsausgaben wieder auf ein normales Niveau von 4 bis 5 Prozent des Umsatzes senken», sagte Vorstandschef Paul Bulcke am Dienstag auf einem Investorentag. In den vergangenen Jahren hatte Nestle kräftig in den Kapazitätsausbau investiert. 2012 lagen die Ausgaben dafür bei knapp sechs Prozent des Umsatzes von zuletzt 92 Milliarden Schweizer Franken (75 Mrd Euro).
Easyjet gewannen an der Spitze des britischen FTSE 100 3,13 Prozent. Die Billigfluggesellschaft wird am Donnerstag einen Zwischenbericht über ihren Geschäftsverlauf sowie Verkehrszahlen für September bekannt geben. (awp/mc/pg)