Paris – Sorgen um das Wachstum der US-Wirtschaft und der starke Euro haben die europäischen Börsen am Dienstag stark ins Minus gedrückt. Der Leitindex EuroStoxx 50 büsste seine zwischenzeitlichen Gewinne ein und sackte um 2,38 Prozent auf 3’546,56 Punkte ab. Der Pariser CAC-40-Index verlor 2,12 Prozent auf 4’974,07 Punkte. In London gab der Leitindex FTSE 100 nur um 0,84 Prozent auf 6’927,58 Punkte nach, weil britische Unternehmen kaum unter der wieder erstarkten Gemeinschaftswährung leiden.
An der Athener Börse wiederum fiel der Leitindex ASE um 3,85 Prozent auf 794,23 Punkte. Die griechische Regierung hatte angesichts drückender Geldprobleme eine neue Krisenreise-Runde bei den Geldgebern gestartet.
Das Defizit in der US-Handelsbilanz hatte sich im März stark ausgeweitet und war auf den höchsten Stand seit Oktober 2008 gestiegen. Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal könnte angesichts der neuen Daten noch schwächer ausgefallen sein, als in der ersten Schätzung ermittelt. Die Wirtschaftsleistung könnte nach Einschätzung von Ralf Umlauf, Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen, sogar geschrumpft sein.
Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research ergänzte: «Wer jetzt noch von einer Zinserhöhung in den USA träumt, sollte schnell aufwachen.» Denn nach den jüngsten Daten zum Bruttoinlandsprodukt und zur Handelsbilanz heisse die Sorge nun «Rezession in den USA». Saurenz verwies als weiteren Belastungsfaktor auch auf den gestiegenen Euro, der sich angesichts der US-Aussenhandelsdaten weiter erholt habe. Ein starker Euro macht Waren für ausländische Kunden teurer und drückt damit auf den Gewinn europäischer Exportkonzerne.
Im EuroStoxx gab es vor diesem Hintergrund nur Verlierer. Die grössten Abschläge mussten mit minus 4,66 Prozent die Aktionäre des französischen Telekom-Unternehmens Orange hinnehmen.
Aus Sektorsicht lagen nur die Öl- und Gaswerte mit einem Aufschlag von 0,36 Prozent im Plus. Sie profitierten von dem wieder gestiegenen Ölpreis. Die grössten Verluste gab es bei den Versorgeraktien, die 2,20 Prozent einbüssten.
Bankenwerte indes schlugen sich mit einem Minus von 1,95 Prozent etwas besser. In der Schweiz zählten die Anteilsscheine der UBS nach überraschend guten Quartalszahlen mit einem Plus von 3,78 Prozent auf 19,77 Franken zu den wenigen Favoriten im Swiss-Market-Index (SMI) .
Bei der britischen Grossbank HSBC aber waren die Erträge unerwartet schwach ausgefallen, zudem waren die Kosten schneller gestiegen. Nach der Zahlenveröffentlichung hatten die Papiere zwar zunächst zugelegt, waren dann aber ins Minus gerutscht. Am Ende fielen die Aktien um mehr als 3 Prozent. (awp/mc/pg)