Paris – Europas wichtigste Aktienmärkte sind am Freitag weiter nach oben gelaufen und haben auf Wochensicht mehrheitlich Gewinne eingeheimst. Der britische Leitindex erreichte vor dem Wochenende sogar ein Rekordhoch. Nach den US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag bröckelten die Gewinne dann allerdings wieder etwas ab, während an der New Yorker Wall Street und den Nasdaq-Börsen Rekorde aufgestellt wurden. Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit 0,70 Prozent höher bei 3591,82 Punkten und baute damit sein moderates Vortagesplus weiter aus. Auf Wochensicht bedeutet das ein kleines Plus von 0,4 Prozent für den Leitindex der Eurozone.
Dem Londoner FTSE 100 gelang am Freitag zwar nicht der Sprung über die Marke von 7600 Punkten. Dennoch erreichte der «Footsie» ein Rekordhoch bei 7598,99 Zählern, bevor er mit plus 0,05 Prozent auf 7547,63 Punkte fast unverändert aus dem Handel ging und damit ein rund 1-prozentiges Wochenplus erzielte. Der CAC 40 in Paris legte am Freitag um 0,47 Prozent auf 5343,41 Punkte zu, womit sich sein Wochenplus ebenfalls auf 1 Prozent beläuft. Die einzige der grösseren Börsen Europas mit einem Wochenverlust war die italienische. Der FTSE MIB büsste unter dem Strich 0,5 Prozent ein.
In den USA war der Stellenaufbau im Mai nach Expertenmeinung schwach ausgefallen. Er lag mit 138 000 neuen Jobs deutlich unter den Erwartungen. Zudem wurde der Stellenzuwachs im März und April deutlich nach unten korrigiert. Laut BayernLB-Analystin Christiane von Berg dürfte sich nun die Unsicherheit erhöhen, ob die US-Notenbank (Fed) in rund zwei Wochen tatsächlich den nächsten Zinsschritt ankündigen werde. «Am Ende sollte aber die Entscheidung knapp für einen Zinsschritt ausfallen», prognostiziert sie. Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets glaubt, die mässigen Daten könnten die Fed von einer allzu schnellen Normalisierung der Geldpolitik abhalten. Womöglich könnten die Zinsschritte kleiner ausfallen.
Solcherlei Überlegungen bieten neuen Treibstoff für die Aktienmärkte. Sie blieben dann attraktiver als etwa Investitionen in Anleihen.
Aus Branchensicht hatten Chemieaktien die Nase vorn mit einem europaweiten Plus von 1,5 Prozent. Schlusslicht war der Öl- und Gas-Sektor mit minus 1,3 Prozent, nachdem die Ölpreise wieder unter 50 US-Dollar je Barrel gefallen sind. Am Markt wurde auf den angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verwiesen. Es werde nun erwartet, dass die US-Ölproduktion noch stärker steige, sagt etwa Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Neben Eni im Eurostoxx mit minus 1,47 Prozent gaben BP im «Footsie» 1,54 Prozent nach und Tullow Oil sogar 5,38 Prozent.
Unter den Finanzwerten stachen erneut die Aktien von Banco Popular Espanol hervor. Nachdem sie sich zu Beginn des Handelstages etwas von ihrem 18-prozentigen Kurseinbruch erholten, ging es am Nachmittag dann wieder kräftig abwärts. Sie verloren weitere rund 17 Prozent. Weiterhin belasteten Spekulationen, wonach der spanischen Bank aufgrund grosser Finanzprobleme die Abwickelung drohen soll.
Novo Nordisk zogen im währungsgemischten Stoxx 50 die Blicke auf sich. Die Papiere stiegen um 2,50 Prozent. Ein charttechnisch orientierter Händler sprach von wichtigen Kaufsignalen für die Aktie des dänischen Insulinherstellers. (awp/mc/ps)
- Euronext