London – Europas wichtigste Aktienmärkte sind am Dienstag erheblich unter Druck geraten. Der anhaltende Höhenflug des Eurokurses, schwache Wirtschaftsdaten aus China und Grossbritannien sowie enttäuschende Unternehmenszahlen sorgten Händlern zufolge für Ernüchterung unter den Anlegern. Zudem legten am Nachmittag auch noch die US-Aktienbörsen den Rückwärtsgang ein. Marktexperte Jochen Stanzl sprach von einem «Cocktail aus negativen Einflussfaktoren».
Der EuroStoxx 50 endete mit einem Minus von 1,93 Prozent bei 2’974,20 Punkten. Zu Wochenbeginn hatte sich der Leitindex der Eurozone noch etwas von seinem Kursrutsch am Freitag erholt. Der CAC-40-Index in Paris verlor am Dienstag 1,59 Prozent auf 4’371,98 Punkte. Für den FTSE 100 in London ging es um 0,90 Prozent auf 6’185,59 Punkte nach unten.
Bereits im frühen Handel ging es mit den Kursen steil bergab. Auslöser dafür waren der deutlich anziehende Eurokurs und der im April überraschend gesunkene chinesische Einkaufsmanagerindex. Im weiteren Verlauf wurde bekanntgegeben, dass sich auch in Grossbritannien die Stimmung in der Industrie deutlich verschlechtert hatte. Der Eurokurs stieg zeitweise über die Marke von 1,16 US-Dollar. Auf diesem Niveau hatte er zuletzt im August notiert. Ein starker Euro kann den Export in Länder ausserhalb der Eurozone erschweren und damit negativ auf die Gewinne der Unternehmen durchschlagen.
Schwächster Sektor waren Rohstoffwerte, deren Branchenindex 6,39 Prozent einbüsste. Massiv Federn lassen mussten auch Bankentitel , die um 3,68 Prozent absackten. Am besten hielten sich noch die als defensiv geltenden Telekomwerte mit einem Minus von 0,66 Prozent.
Im Fokus standen die jüngsten Geschäftszahlen einiger europäischer Grossbanken. Für eine negative Überraschung sorgte dabei UBS, deren Aktien am Ende des Leitindexes SMI um 7,50 Prozent absackten. Die Unsicherheit an den Finanzmärkten und die Sorge über die weitere Entwicklung der Wirtschaft hatten der schweizerischen Grossbank zum Jahresstart überraschend deutlich zugesetzt. Der Gewinn war eingebrochen.
HSBC-Papiere konnten ihre anfänglichen Gewinne nicht halten und endeten in dem schwachen Umfeld 1,65 Prozent schwächer. Europas grösste Bank hatte im ersten Quartal den Problemen in der Wirtschaft überraschend gut getrotzt.
Für einen Lichtblick sorgte BNP Paribas. Die französische Grossbank hatte im ersten Quartal dank der Erholung der heimischen Wirtschaft überraschend mehr verdient und die Erwartungen übertroffen. Die Anteilsscheine kamen mit einem Verlust von rund 1 Prozent noch glimpflich davon. (awp/mc/upd/ps)