Paris – Konjunkturhoffnungen haben den europäischen Aktienmarkt am Mittwoch angetrieben. So stieg der EuroStoxx 50 um 1,11 Prozent auf 2.263,94 Punkte. Wegen der weltweiten Schuldenkrise steuert der Leitindex der Eurozone aber immer noch auf seinen grössten Monatsverlust seit September 2002 zu, als er um fast 19 Prozent abgesackt war.
In Paris stieg der CAC 40 am Mittwoch um 1,34 Prozent auf 3.202,20 Punkte. Der Londoner FTSE 100 rückte um 0,89 Prozent vor auf 5.315,54 Punkte, nachdem er Dienstag – im Anschluss an ein feiertagsbedingt langes Wochenende – um 2,70 Prozent nach oben geklettert war.
Einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank hatten sich am Dienstag für ein entschlosseneres Vorgehen zur Stützung der Konjunktur ausgesprochen, begründeten Marktbeobachter die freundliche Stimmung am Markt. Vor diesem Hintergrund werden auch die US-Börsen im Plus erwartet. Zugleich gab der Goldpreis nach, was auf eine geringere Risikoscheu der Anleger hindeutete.
Aus der Berichtssaison sorgten viele französische Unternehmen für Gesprächsstoff. So fielen die Titel von Carrefour als einer der wenigen Verlierer im EuroStoxx 50 um 3,46 Prozent auf 18,00 Euro. Europas grösster Handelskonzern verdiente wegen eines schwachen Europa-Geschäfts im ersten Halbjahr operativ weniger und erwartet jetzt auch im Gesamtjahr einen Gewinnrückgang, und zwar in Höhe von etwa 15 Prozent. Mit dieser Prognose verfehlte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten.
Zweitschwächster Wert waren die Anteilsscheine von L’Oreal. Sie verloren 1,92 Prozent auf 75,53 Euro. Analysten beurteilten die Zahlen überwiegend skeptisch. So habe der Gewinn vor Zinsen und Steuern die Erwartungen in erster Linie wegen überraschend hoher Marketing- und Entwicklungskosten verfehlt, schrieb der Experte Guillaume Delmas von dem japanischen Finanzinstitut Nomura. Das sei ein Grund zur Sorge, da der weltgrösste Kosmetikhersteller dennoch keine Marktanteile in grösserem Umfang gewonnen habe.
Favorit im EuroStoxx 50 hingegen waren die Titel von Vivendi, die um 4,14 Prozent auf 16,845 Euro kletterten. Der französische Medien- und Telekomkonzern hatte im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Vivendi habe die Markterwartungen beim Umsatz erfüllt und beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgüter übertroffen, kommentierte Analyst Richard Houbron von der Investmentbank Cheuvreux.
Ebenfalls besser als der Gesamtmarkt schlugen sich die Papiere von Vinci, die 1,70 Prozent auf 36,14 Euro gewannen. Analysten fanden überwiegend lobende Worte zu dem Zahlenwerk und den Prognosen, die am Vorabend veröffentlicht worden waren. So habe der Baukonzern starke Resultate vorgelegt, die beim operativen Ergebnis ihre und die Erwartungen des Marktes übertroffen hätten, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan in einer Studie. Die gestiegenen Unternehmensprognosen für 2011 seien nach wie vor zu vorsichtig.
Ausserhalb des Leitindex stachen die Titel von Bouygues mit einem Plus von 12,19 Prozent auf 25,90 Euro positiv hervor. Damit waren sie der einsame Spitzenreiter im CAC 40. Der Mischkonzern will seinen gesunkenen Aktienkurs für ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm nutzen. Mit Blick auf die Erholung der Baubranche hob Bouygues zudem die Umsatzziele für das laufende Jahr leicht an.
An der Börse in London profitierten die konjunktursensiblen Minenwerte von der wieder besseren Stimmung am Markt. So stiegen BHP Billiton und Lonmin um etwa 1,6 Prozent. (awp/mc/pg)