EU-Schluss: ESTX50 rückt 0,6% auf 3’378 Punkte vor
Paris – Die Anleger an Europas Börsen haben sich am Donnerstag wieder etwas vorgewagt. Dass die Regierung in China im Handelsstreit mit den USA nun das Gespräch sucht, verhalf dem europäischen Leitindex EuroStoxx 50 zu einem Plus von 0,55 Prozent auf 3377,56 Punkte. Am Vortag hatte das Börsenbarometer noch knapp 1,5 Prozent eingebüsst.
Auch an den Handelsplätzen in Frankreich und Grossbritannien ging es nach dem schwachen Vortag wieder aufwärts. In Paris schloss der französische Cac 40 0,83 Prozent höher bei 5349,02 Zählern. In London rückte der FTSE 100 um 0,78 Prozent auf 7556,38 Punkte vor.
Der Konfrontationskurs von US-Präsident Donald Trump, der sich neben China auch gegen Europa, Russland, Iran und zuletzt auch die Türkei richtete, belastet aktuell die Weltbörsen. Nun zielt die Hoffnung darauf, dass die Gesprächsbereitschaft Chinas sich als Entspannungssignal erweist. Ende August will China eine Delegation zu Gesprächen nach Washington schicken, um den zwischen beiden Ländern schwelenden Handelsstreit zu entschärfen.
Im europaweiten Branchenvergleich waren vor allem die konjunktursensiblen Technologiewerte mit einem Anstieg von 1,07 Prozent gefragt. Der anhaltende Kursrückgang der Bayer-Aktien hingegen liess die Pharmawerte mit plus 0,06 Prozent nahezu auf der Stelle treten. Die Anteile des Pharma- und Agrarchemiekonzerns schlossen als Schlusslicht im EuroStoxx 4,63 Prozent tiefer. Damit haben die Papiere in dieser Woche knapp ein Fünftel verloren. Hintergrund des Kurseinbruchs ist eine erste Gerichtsentscheidung in den USA, welche die Sorge vor Milliardenkosten wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat geschürt hat.
Nach dem Brückeneinsturz in der italienischen Hafenstadt Genua standen auch die Papiere des Mautstrassenbetreibers Atlantia im Fokus. Der mögliche Verlust der Strassenbetriebslizenz liess die Anteilsscheine um mehr als 22 Prozent absacken. Autostrada, Betreiber der Brücke in Genua, deren Einsturz rund 40 Menschen das Leben kostete, gehört zum Grossteil zu Atlantia. Vor diesem Hintergrund schloss auch der italienische Leitindex FTSE MIB gegen den Trend fast 2 Prozent tiefer.
Im Sog dessen gaben die Papiere des französischen Mautstrassenbetreibers Vinci leicht nach und knüpften damit an ihre Vortagesverluste an. Die Aktien der spanischen Hochtief-Mutter ACS rutschten um rund 2 Prozent ab. Wienerberger aus Österreich wurden indes durch die aktuelle Bilanzvorlage beflügelt, die Anteilsscheine verteuerten sich angesichts des Ergebnissprungs des Baukonzerns im ersten Halbjahr um 6,61 Prozent.
Eine Analystenstudie setzte unterdessen die Papiere des Energie- und Ölkonzerns Eni unter Druck: Sie verloren mehr als 1 Prozent, nachdem die Experten der US-Bank Citigroup die Aktien aus einer Auswahlliste gestrichen hatten. Eni wird dort nun durch BP ersetzt. Die Analysten erklärten, das Potenzial des britischen Ölkonzerns durch dessen wachsendes Portfolio im Fördergeschäft werde aktuell am Markt noch unterschätzt. BP-Papiere rückten um rund 0,5 Prozent vor.
Als Nachzügler in der auslaufenden Berichtssaison hatte in der Schweiz noch der Telekommunikationskonzern Swisscom seine Bücher geöffnet. Ein aus Sicht von Analysten solides Ergebnis trübten jedoch verhaltene Aussagen des Managements zur Konkurrenzsituation. Die Aktien büssten mehr als 1 Prozent ein. (awp/mc/ps)