EU-Verlauf: Indizes etwas erholt
Paris – Der europäische Aktienmarkt hat sich am Dienstag etwas von seinen jüngsten Verlusten erholt. Am Markt wurde nach den gescheiterten Verhandlungen über ein Konzept zum US-Schuldenabbau auf Aussagen von Ratingagenturen verwiesen, die beruhigend auf den Markt eingewirkt hätten. Weiterhin bleibe es jedoch dabei, dass es keine durchschlagende Waffe zur Bekämpfung der Schuldenkrise gebe. Nach dem am Vortag erreichten Tief seit sechs Wochen stieg der Leitindex EuroStoxx 50 gegen Mittag um 0,83 Prozent auf 2.178,31 Punkte.
Der britische FTSE 100 kletterte um 0,50 Prozent auf 5.248,70 Punkte, und der Cac 40 in Paris legte 0,91 Prozent auf 2.921,14 Punkte zu.
Die beiden Ratingagenturen S&P und Moody’s hatten sich über Nacht gegen eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA ausgesprochen. Einzig die dritte grosse Agentur Fitch erwägt nach dem Scheitern der Gespräche eine Herabstufung des US-Ausblicks auf «negativ». Weiterhin sei aber auch die Sorge vor Frankreichs Verlust der besten Bonitätsstufe bei der Ratingagentur Moody’s in den Köpfen, hiess es am Markt.
Führend in der Branchenwertung war der Chemiesektor mit einem Anstieg des Stoxx 600 Chemicals um 1,47 Prozent. Es folgte die Immobilienbranche, deren Sektorindex Stoxx 600 Real Estate 1,18 Prozent zulegte. Aus der Branche gehörten die 2,35 festeren Aktien von Unibail-Rodamco im EuroStoxx mitunter zu den Favoriten. Verluste gab es im Leitindex dagegen bei französischen Banken: BNP Paribas und Societe Generale gaben jeweils um rund 0,6 Prozent nach.
Mit einem deutlichen Minus von fast 5 Prozent auf 4,362 Euro waren Nokia aber das Schlusslicht im europäischen Leitindex. Am Markt wurde darauf verwiesen, dass sich einige Analysten skeptisch zum Verkaufsstart von Smartphones mit Windows Mobile als Betriebssystem zeigten. Die Erwartungen an die Einführung der neuen «Lumia»-Geräte seien wegen der grossen Unterstützung durch die Netzbetreiber womöglich zu hoch geschraubt worden, so ein Analyst.
In London profitierten Rohstoffwerte von einer Erholung bei den Metallpreisen. Zahlreiche Minenbetreiber gehörten im «Footsie» zu den Favoriten: Anglo American rückten um 1,67 Prozent auf 2.278,50 Pence vor und Rio Tinto stiegen um 1,52 Prozent. Papiere des Rohstoffhändlers Glencore zogen um etwas mehr als 2 Prozent an.
Einen heftigen Kursrutsch mussten indes die Aktionäre von Thomas Cook verkraften. Die Titel des Reisekonzerns verloren zwei Drittel ihres Wertes, nachdem dieser Gespräche mit Gläubigerbanken angekündigt hatte. Begründet wurde dies vom Unternehmen mit einem saisonalen Engpass bei der Liquidität. Zuletzt brachen sie um rund 67 Prozent auf 13,085 Pence ein. Auch die Titel des Konkurrenten Tui Travel wurden davon mit rund 7 Prozent ins Minus gezogen. (awp/mc/ps)