London – Die Klettertour an Europas Börsen ist am Freitag weitergegangen – wenn auch im Schneckentempo. Als Kursstütze erwies sich die Fortsetzung der Handelsgespräche zwischen den USA und China. Deren Verlängerung über die ursprüngliche Frist hinaus sei wohl das wahrscheinlichste Szenario, sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets.
Der EuroStoxx 50 stieg um 0,21 Prozent auf 3270,55 Zähler, das war der höchste Stand seit Mitte Oktober. Auf Wochensicht steht für den Leitindex für die Eurozone ein Gewinn von knapp einem Prozent zu Buche.
Unter der Leitung von US-Finanzminister Steven Mnuchin und dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sind die Gespräche zur Beilegung des US-Handelsstreits mit China in Washington fortgesetzt worden. Beide Seiten hatten sich ursprünglich ein Ultimatum bis zum 1. März gesetzt, um den Streit beizulegen. Das Weiße Haus hatte zuletzt jedoch zuletzt erklärt, dass die Frist nicht zu halten sei. Präsident Donald Trump hatte betont, dass er bereit sei, solange keine weiteren Zölle zu erheben, wie die Verhandlungen in erfolgversprechender Weise weiter liefen.
Der französische Cac 40 stieg am Freitag um 0,38 Prozent auf 5215,85 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,16 Prozent auf 7178,60 Punkte nach oben.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 führte der Subindex der Bergbau- und Rohstoffunternehmen mit knapp zwei Prozent Plus die Gewinnerliste klar an.
Schlusslicht im Branchentableau war der Index der Lebensmittel- und Getränkehersteller, der um 0,8 Prozent nachgab. Hier belasteten negative Nachrichten des US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz, der 2018 wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf den Wert vieler Marken tief in die roten Zahlen gerutscht war und dessen Aktien daraufhin um fast 30 Prozent einbrachen.
Titel des Bierbrauers AB Inbev büssten daraufhin am EuroStoxx-Ende 3,6 Prozent ein. Dem Analysehaus RBC zufolge lassen die schwachen Zahlen von Kraft Heinz negative Rückschlüsse auch auf den Brauereikonzern zu. Als Bindeglied zwischen beiden Unternehmen sieht Analyst James Edwardes Jones die brasilianische Investmentgesellschaft 3G Capital. Sie hält rund 22 Prozent an Kraft Heinz und war 2008 an der feindlichen Übernahme von Anheuser-Busch durch InBev beteiligt.
Aktien von Societe Generale legten um 1,4 Prozent zu. Die französische Bank will den Sparkurs verschärfen und dafür informierten Kreisen zufolge viele Stellen im Investmentbanking streichen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete.
Bei Telecom Italia konnten sich die Anleger über ein Kursplus von 1,6 Prozent freuen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem britischen Konkurrenten Vodafone zum Aufbau eines Netzwerks für den neuen Mobilfunkstandard 5G sei positiv für die Italiener, schrieb Analyst Andrew Lee von Goldman Sachs.
In London schossen die Anteilscheine von Dairy Crest um gut 15 Prozent hoch, nachdem sich der Hersteller von Milchprodukten mit dem kanadischen Konkurrenten Saputo auf eine Übernahme geeinigt hatte. Saputo legt für Dairy Crest 975 Millionen Pfund auf den Tisch. (awp/mc/ps)