EU-Verlauf: Ins Minus gerutscht – politische Spannungen
Paris – Die Aktienmärkte in Europa sind am Freitag wegen Sorgen einer Eskalation der politischen Spannungen im arabischen Raum ins Minus gedreht. Der EuroStoxx 50 fiel bis 11.45 Uhr um 0,37 Prozent auf 3.053,11 Punkte. Kurz nach Handelsstart hatte er mit 3.077,24 Zählern den höchsten Stand seit Herbst 2008 erreicht. Der Cac-40-Index lag in Paris mit 0,20 Prozent bei 4.143,56 Punkten im Minus, der Londoner FTSE 100 sackte um 0,55 Prozent auf 6.053,77 Punkte ab. Händler führten die Lage im arabischen Raum als Grund für die Kursverluste an. Am Vormittag gab es Gerüchte, dass Ägypten dem Iran jetzt doch erlauben könnte, Kriegsschiffe durch den Suez-Kanal schicken zu dürfen.
Dies mehre die Sorgen, dass sich die Situation im arabischen Raum weiter verschärfen könnte. Zuvor hatte sich die US-Aussenministerin Hillary Clinton «tief besorgt» über die Lage im Golfstaat Bahrain geäussert. Bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kamen laut Augenzeugen und Oppositionellen fünf Menschen um Leben. In der Hauptstadt Manama zogen Panzer auf. Das Land ist ein wichtiges Ölförderland und zudem ein enger Verbündeter der Vereinigten Staaten. Einige Investoren seien wegen der zunehmenden Unsicherheiten und der zuletzt erzielten Gewinne ausgestiegen.
Bei den Einzelwerten ragten die Aktien des HeidelbergCement-Konkurrenten Lafarge heraus, die ungeachtet der politischen Lage und der leichten Schwäche des Gesamtmarkts um 4,85 Prozent auf 48,225 Euro zulegten. Der französische Zementhersteller sieht nach einer Geschäftserholung Ende 2010 die Trendwende geschafft. Nach Rückgängen in den Vorquartalen legte der Umsatz im letzten Jahresviertel um neun Prozent auf knapp vier Milliarden Euro zu. Für dieses Jahr äusserte sich Lafarge optimistisch. Der Konzern rechnet mit einer weltweit zwischen drei und sechs Prozent steigenden Nachfrage.
Die Franzosen gaben zudem bekannt, dass das britische Baustoffgeschäft mit demjenigen des britischen Bergbaukonzerns Anglo American zusammengelegt wird. Die Briten wiederum legten am Freitag abenfalls Zahlen vor. Dank der gestiegenen Rohstoffpreise verdiente das Unternehmen 6,5 Milliarden US-Dollar, 170 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009. Der Umsatz stieg um 34 Prozent auf 32,9 Milliarden Dollar. Experten hatten mehr erwartet. Die Aktie gab deutlich knapp drei Prozent auf 3.199 Pence nach – das Papier verzeichnete jedoch seit Ende August 2010 ein Plus von knapp 40 Prozent.
Bei den Branchen standen vor allem die Banktitel unter Druck. Die Finanztitel hatten in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt und die Indizes mit nach oben gezogen. Mit der BBVA, BNP, Credit Agricole, Intesa, Santander und Unicredit, die zwischen 1,3 und 2,3 Prozent abgaben standen am späten Vormittag sechs Banktitel am Ende des EuroStoxx 50. (awp/mc/ps)