Paris – Der Vergeltungsschlag des Iran auf zwei US-Stützpunkte im Irak hat am Mittwoch die Börsianer letztlich nicht nachhaltig in Schrecken versetzt. Am Morgen war die Nachricht zunächst mit grosser Verunsicherung aufgenommen worden. Die Börsen in Asien schlossen klar im Minus und Anleger flüchteten wieder vermehrt in Gold, auch die Ölpreise stiegen.
Doch an Europas Börsen legte sich im Verlauf die grösste Unruhe rasch. Am Ende des Tages verbuchte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 einen Gewinn von 0,35 Prozent auf 3772,56 Punkte.
Ähnlich hohe Aufschläge verzeichnete in Paris der französische Leitindex Cac 40 mit plus 0,31 Prozent auf 6031,00 Zähler, während das wichtigste britische Börsenbarometer FTSE 100 zum Handelsschluss in London mit plus 0,01 Prozent auf 7574,93 Punkte kaum von der Stelle kam.
Zum Handelsende an den europäischen Aktienmärkten kamen von US-Präsident Donald Trump nach den iranischen Raketenangriffen im Irak eher beschwichtigende Töne, indem er den Iran zur Zusammenarbeit bei gemeinsamen Interessen aufforderte. Die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei auch im Interesse des Irans, sagte Trump im Weissen Haus. «Und wir sollten dabei und bei anderen gemeinsamen Prioritäten zusammenarbeiten.» Trump kündigte zwar weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran an, aber keine unmittelbaren militärischen Schritte.
Die Autoren des wöchentlichen Bernecker-Aktionärsbriefes sind der Meinung, dass sich der US-Präsident vor den Wahlen in diesem Herbst keinen Krieg leisten könne. Der Iran wiederum wisse, dass er hoffnungslos unterlegen wäre. Für wahrscheinlich halten sie indes begrenzte Vergeltungsaktionen.
Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor schlugen sich am Mittwoch in der Stoxx-600-Branchenübersicht mit plus 0,67 Prozent am besten. Airlines hatten zuletzt besonders deutlich unter dem Höhenflug der Ölpreise im Zuge der USA-Iran-Krise gelitten. Schwächster Sektor in Europa war die Immobilienbranche mit minus 0,91 Prozent.
Bei Einzelwerten bewegten zudem zahlreiche Analystenkommentare. So verloren die Papiere des Lebensmittelherstellers Danone als EuroStoxx-Schlusslicht 2,03 Prozent und des Konsumgüterkonzerns Unilever NV 1,37 Prozent. Eine pessimistische Branchenstudie der britischen Bank HSBC belastete. Top-Wert im Leitindex war Adidas mit plus 2,75 Prozent. Erstmals in ihrer Börsengeschichte kletterten die Papiere des Sportartikelkonzerns über 300 Euro.
Die Anteile des niederländischen Lichtspezialisten Signify profitierten von einem Kauf-Votum der Bank of America mit plus 2,91 Prozent.
Anglo American Plc befindet sich mit dem Kaliminen-Entwickler Sirius Minerals Plc in fortgeschrittenen Übernahmeverhandlungen. Die Nachricht liess in London die Sirius-Aktien um mehr als 35 Prozent hochschnellen, während die Anglo-American-Aktionäre mit Kursverlusten von 0,32 Prozent darauf reagierten. (awp/mc/pg)