Paris – Die europäischen Börsen haben am Mittwoch keine klare Richtung gefunden. Die Spekulationen um eine baldige Drosselung der sehr lockeren US-Geldpolitik hätten am Mittwoch erneut im Fokus gestanden, sagten Börsianer. Der EuroStoxx 50 machte anfängliche Verluste wett und schloss mit plus 0,13 Prozent bei 2.794,44 Punkten. Gewinne bei Versorgern und Banken hievten den Leitindex der Eurozone zum Schluss in die Gewinnzone. In Paris verzeichnete der CAC 40 ebenfalls geringe Zuwächse und lag 0,15 Prozent höher bei 4.038,49 Punkten, wohingegen der Londoner FTSE 100 nach der Zinsankündigung der Bank of England deutliche 1,41 Prozent auf 6.511,21 Punkte einbüsste.
Eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für eine im September einsetzende Drosselung der ultralockeren US-Geldpolitik sei für die Anleger unbequem, kommentierte Marktstratege Ishaq Siddiqi vom Broker ETX Capital. In London zeigten sich die Anleger enttäuscht über die Ausführungen der Notenbank Bank of England zum künftigen Zinsniveau. Diese hatte ihren Leitzins mit der Arbeitslosenquote geknüpft. Demnach wollen die britischen Währungshüter den Leitzins erst anheben, wenn die Quote unter sieben Prozent sinkt. Die vorausschauende Ankündigung der Notenbank falle in ihren Details jedoch restriktiver aus als am Markt erwartet, schrieben die Experten der Royal Bank of Scotland.
Im Stoxx Europe 600 verzeichneten die meisten Branchenindizes Verluste. Am deutlichsten nach unten ging es für die Freizeit- und Reiseindustrie , die 1,42 Prozent verlor. Tui-Travel-Papiere zogen den Index nach unten. Sie sackten am Ende des FTSE 100 um 5,16 Prozent ab. Zwar blickt Europas grösster Reiseveranstalter nach einem starken dritten Geschäftsquartal und gutem Sommergeschäft weiter optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr. Die Titel waren jedoch zuletzt sehr gut gelaufen: Alleine seit einem Zwischentief Mitte Juli waren sie um über 11 Prozent auf ein neues Rekordhoch am Vortag geklettert.
Im Spitzenfeld des Sektortableaus stiegen Versicherungswerte um 0,43 Prozent. Zu den Favoriten zählten dort die Aktien von ING. Sie zogen an der EuroStoxx-Spitze um 5,13 Prozent an. Der vor der Aufspaltung stehende niederländische Bank- und Versicherungskonzern hatte zwar im zweiten Quartal einen kräftigen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Der bereinigte Vorsteuergewinn in der Bankensparte aber sei stärker gestiegen als gedacht, sagten Börsianer. Die Kostensenkungen hatten sich dem Konzern zufolge bezahlt gemacht.
Den Spitzenplatz der Branchenwerte erklommen die Versorger mit im Schnitt 0,85 Prozent plus. Den stärksten Aufwind erhielten Titel von GDF Suez mit 2,79 Prozent auf Platz Zwei im EuroStoxx. Die Deutsche Bank empfahl die Papiere zum Kauf, weil die Franzosen bei der Senkung von Schulden und Finanzierungskosten schneller Fortschritte gemacht hätten als erwartet.(awp/mc/pg)