Europa-Schluss: Von kräftiger Erholung bleibt nicht viel übrig

Europa-Schluss: Von kräftiger Erholung bleibt nicht viel übrig

Paris – Nach einer beachtlichen Erholung im frühen Handel an Europas Börsen hat die Anleger am Freitag doch wieder der Mut verlassen. War der EuroStoxx 50 bis zum Mittag noch um fast zehn Prozent gestiegen, so gaben die Kurse die Gewinne in den letzten vier Handelsstunden fast komplett wieder ab. Zu tief sass den Anlegern der Schock in den Knochen über die am Vortag und in den vergangenen drei Wochen erlittenen Verluste.

Der EuroStoxx50 schloss mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 2586,02 Punkten. Damit bewegt sich der Leitindex der Eurozone auf dem niedrigsten Niveau seit fast sieben Jahren.

Am Vortag hatte das Börsenbarometer mit einem Verlust von mehr als 12 Prozent einen Ausverkauf historischen Ausmasses erlebt. Auch auf Wochensicht fiel die Bilanz für den Index mit minus 20 Prozent tiefschwarz aus.

Das neuartige Coronavirus dürfte den Gewinnen der Unternehmen schwer zusetzen. «Die Einschränkungen für das öffentliche Leben im Euroraum, auch hierzulande, sind enorm», sagte Stratege Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Zwar sei der jüngste Crash an den Börsen wohl übertrieben, gerade in Phasen der Übertreibung sei aber nur schwer zu sagen, wie lang diese andauern.

In Frankreich rückte der Cac 40 am Freitag um 1,8 Prozent auf 4118,36 Punkte vor. Für den FTSE 100 in London ging es um 2,5 Prozent auf 5366,11 Zähler etwas weiter nach oben.

Europa ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt weltweit die am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Region der Welt. In Europa würden mehr Infektionen und Todesfälle gemeldet als in allen anderen Ländern ausserhalb Chinas zusammen, sagte WHO-Chef Tedros Ghebreyesus. «Europa ist jetzt zum Epizentrum der Covid-19-Pandemie geworden».

In Mailand und Madrid, wo die Leitindizes am Donnerstag prozentual zweistellig eingebrochen waren, standen die Zeichen auf Erholung: Der FTSE MIB legte um knapp sieben Prozent zu und der Ibex 35 um mehr als vier Prozent. In Italien wie auch in Spanien verhängte die Wertpapieraufsicht ein Verbot für Leerverkäufe für eine Reihe von Aktien. Damit soll verhindert werden, dass Spekulanten weiter auf fallende Kurse wetten und damit den Ausverkauf noch beschleunigen. Marktexperten bezweifelten jedoch die Wirksamkeit dieses Vorgehens.

Der vom Coronavirus schwer gebeutelte europäische Reise- und Freizeitsektor verbuchte erneut ein Minus von 2,4 Prozent. Am besten schnitten die Rohstoffproduzenten ab mit einem Plus von 6,3 Prozent. Der Sektor hatte in den vergangenen drei Wochen 40 Prozent verloren mit der Aussicht auf eine weltweit rückläufige Nachfrage nach Rohstoffen wegen des Coronavirus.

Tui verloren in London 6,5 Prozent. Ein Artikel in der «Financial Times» über Vertragsaussetzungen mit spanischen und griechischen Hotels lasse auf markante Buchungsrückgänge und Stornierungen in den vergangenen Tagen schliessen, schrieb Barclays-Analyst James Rowland Clark. Die Papiere von Fluggesellschaften erholten sich derweil: Air France-KLM schossen um fast 13 Prozent hoch, Lufthansa gewannen 7,3 Prozent und IAG knapp fünf Prozent.

Die Erlaubnis der US-Gesundheitsbehörde FDA für einen Coronavirus-Test beflügelte in der Schweiz die Aktien des Pharmakonzerns Roche . Sie gewannen 3,2 Prozent. Auch der Schweizer Leitindex stoppte seinen Ausverkauf mit einem Plus von 1,2 Prozent. (awp/mc/pg)

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