EU-Schluss: Keine klare Richtung – Paris und London leichter
Paris – Die Haushaltskrise in den USA hat die europäischen Aktienmärkte auch am Mittwoch überwiegend belastet. Allerdings hielten sich die Verluste an den Börsen in Paris und in London im Vergleich zum Vortag deutlich in Grenzen, da Experten zumindest eine erste minimale Bewegung in der erbitterten Auseinandersetzung sehen, die zu einem teilweisen Verwaltungsstillstand in den USA geführt hat.
US-Präsident Barack Obama pocht zwar im Finanzstreit auf ein Nachgeben der Republikaner. Bei einer Pressekonferenz kündigte er aber auch an, kurzfristige Übergangslösungen zu akzeptieren. Die anstehende Ernennung der bisherigen Fed-Vizechefin Janet Yellen und Nachfolgerin von Ben Bernanke zur neuen US-Notenbankchefin wirke ebenfalls leicht positiv, sagten Händler. Yellen steht wie Bernanke für eine ultra-lockere Geldpolitik.
Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , rettete zum Handelsschluss sogar ein minimales Plus von 0,05 Prozent auf 2.904,73 Punkte ins Ziel, nachdem er am Vortag noch 0,67 Prozent eingebüsst hatte. Der CAC 40 in Paris sank am Mittwoch um 0,16 Prozent auf 4.127,05 Punkte und der Londoner FTSE 100 verlor 0,44 Prozent auf 6.337,91
Aus Branchensicht zeigten sich in Europa vor allem Banken und Versorger in guter Form. Der Subindex Stoxx Europe 600 Utilities stieg um 0,84 Prozent. In unsicheren Zeiten wie diesen sei die Branche immer eine nahezu sichere Wette, sagte Marktanalyst Alastair McCaig vom Broker IG. Der Stoxx Europe 600 Banks gewann 0,40 Prozent. Technologiewerte hingegen gaben mit einem Minus von 2,04 Prozent am deutlichsten nach. Der Sektor leide unter Gewinnmitnahmen, sagten Börsianer.
Die Titel von Alcatel-Lucent weiteten ihre Vortagesverluste deutlich aus und sackten um 6,89 Prozent ab. Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault will den Umstrukturierungsplänen des schwer angeschlagenen Telekomausrüsters nur zustimmen, wenn das Unternehmen den geplanten Jobbau begrenzt.
Im EuroStoxx stiegen Anteilsscheine des Supermarktbetreibers Carrefour als einer der Favoriten um 1,53 Prozent. Titel des Baufstoffproduzenten Saint-Gobain waren mit minus 3,65 Prozent zweitschwächster Wert im europäischen Leitindex. Bei beiden Aktien lagen einige Analystenkommentare vor.
Papiere von Vedanta waren nach einer Abstufung durch die Investmentbank Morgan Stanley mit einem Verlust von 4,67 Prozent ganz unten im FTSE-Index zu finden. Der Bergbaukonzern hatte zudem aktuelle Produktionszahlen veröffentlicht.
Die Aktien von Telecom Italia waren kurz vom Handel ausgesetzt worden, nachdem sie ihre zuvor schon erreichten deutlichen Gewinn in der Spitze auf mehr als sieben Prozent ausgebaut hatten. Zum Handelsschluss verteuerten sich die Papiere noch als Favorit im italienischen Leitindex um über sechs Prozent. Börsianer begründeten dies mit einer Meldung aus Finanzkreisen, dass der Telekom-Konzern mit dem Verkauf der brasilianischen Tochter TIM Brasil Group mindestens neun Milliarden Euro einnehmen wolle. Ein Sprecher von Telecom Italia wollte den Bericht nicht kommentieren.. (awp/mc/ps/cs)