Paris – Neu entfachte Sorgen um die erwartete Zinswende in den USA haben den europäischen Aktien am Donnerstag zugesetzt. Der EuroStoxx 50 verlor 1,49 Prozent auf 3221,14 Punkte. Nach dem Kursfeuerwerk in Japan war der Index tags zuvor noch bis auf 3326 Punkte angesprungen, bevor wieder Ernüchterung eingekehrt war. Die Anleger befürchteten Börsianern zufolge, dass sich die Weltkonjunktur noch nicht so weit erholt hat, dass sie einen Leitzinsanstieg in den USA verträgt.
Der CAC 40 in Paris fiel um 1,46 Prozent auf 4596,53 Punkte und der Londoner FTSE 100 verlor 1,18 Prozent auf 6155,81 Punkte. Im Fokus der Anleger stand hier der Zinsentscheid der Bank of England. Die britische Notenbank hält zwar an ihrer lockeren Geldpolitik fest, befindet sich laut Volkswirten aber angesichts der grundsätzlich robusten Konjunktur weiterhin auf dem Weg hin zu einer Zinserhöhung.
Besonders deutlich erwischten die Verluste die Rohstoffbranche , die bereits zuletzt schwer unter Wachstumssorgen und dem Verfall der Rohstoffpreise gelitten hatte. Der entsprechende Subindex des Stoxx Europe 600 büsste 2,91 Prozent ein. Lediglich um 0,72 Prozent nach unten ging es dagegen für die Automobilhersteller- und zulieferer – trotz negativer Signale aus China.
Denn mit weiteren Branchendaten aus dem Reich der Mitte wurde der Hoffnungsschimmer vom Vortag nicht bestätigt: Laut den Zahlen des chinesischen Herstellerverbandes CAAM sind in dem riesigen Markt den dritten Monat in Folge weniger Autos verkauft worden als ein Jahr zuvor. Der Absatz schrumpfte im August um 3,4 Prozent. Zur Wochenmitte hatte der kleinere Verband PCA noch eine vermeintliche Entwarnung gegeben und ein leichtes Absatzplus zum Vorjahr gemeldet.
Im EuroStoxx waren Aktien von BMW mit einem Plus von 0,61 Prozent dennoch bester Wert. Die Münchener hatten ihrerseits Verkaufszahlen veröffentlicht und demnach weltweit mehr Wagen veräussert.
Am Ende des EuroStoxx 50 lagen die Aktien der deutschen Versorger: Eon sackte um 7,61 Prozent ab und RWE verloren mehr als 4 Prozent. Eon wird sein Kernenergiegeschäft nun doch nicht wie ursprünglich geplant auf seine neue Gesellschaft Uniper übertragen können. Wegen hoher Abschreibungen wird der Konzern auch das laufende Jahr mit einem dicken Minus abschliessen.
Unter den Finanzwerten litten die Papiere der spanischen Bank Banco Santander unter schlechten Nachrichten zu Brasilien. Die Schuldenpolitik von Staatspräsidentin Dilma Rousseff bleibt nicht ohne Folgen: Brasiliens Kreditwürdigkeit ist nach Ansicht der US-Ratingagentur Standard & Poor’s auf Ramschniveau herabgesunken. Banco Santander hatte im letzten Jahr etwa 28 Prozent seiner Erträge in der grössten Volkswirtschaft Lateinamerikas erwirtschaftet. Die Papiere des Bankhauses büssten 3,31 Prozent ein.
In London fielen die Papiere von Wm Morrison (Wm.) Supermarkets um knapp 3 Prozent. Vorstandschef David Potts hatte gewarnt, dass es noch eine lange Zeit dauern dürfte, bis der Supermarktbetreiber seine Rentabilität wieder erhöhen könne. Im Sog dessen gerieten auch die Anteilsscheine der Wettbewerber Sainsbury und Tesco unter Druck. (awp/mc/pg)