London – Die Hoffnung auf eine gütliche Lösung im Haushaltsstreit Italiens mit der EU sowie die wieder sehr positive Börsenstimmung in den USA haben am Montag die europäischen Aktienmärkte beflügelt. Vor allem in Mailand wurden satte Kursgewinne verbucht.
Für den EuroStoxx 50, den Leitindex der Eurozone, ging es um 1,13 Prozent auf 3172,71 Punkte nach oben. Der Pariser Cac 40 stieg um 0,97 Prozent auf 4994,98 Punkte und der italienische Leitindex FTSE MIB sprang um 2,77 Prozent hoch.
Die italienische Regierung gab sich zum Wochenstart etwas weniger angriffslustig als in den Wochen zuvor. Die beiden Vizepremiers Matteo Salvini und Luigi Di Maio zeigten sich bereit, mit der EU über die Höhe der Neuverschuldung im kommenden Jahr zu verhandeln. Zugleich stellten sie klar, dass sie an der Zielrichtung ihres Staatshaushalts festhalten wollen. Aus Parteikreisen der Lega wurde die Möglichkeit eines geringeren Defizitziels laut.
Auch an der Londoner Börse war die Stimmung am Montag positiv: Der FTSE 100 gewann 1,20 Prozent auf 7036,00 Zähler. Am Wochenende hatten die EU-Staaten das Brexit-Abkommen mit Grossbritannien gebilligt. Allerdings muss auch das britische Parlament dem Abkommen noch zustimmen, was als schwierige Hürde gilt. Sollte das Abkommen abgelehnt werden, wächst die Gefahr eines ungeregelten Austritts Grossbritanniens aus der EU im März. Das dürfte für alle Seiten negativ sein.
Die Entspannung im Streit zwischen Italien und der EU verhalf auch italienischen Staatsanleihen zu kräftigen Kursgewinnen. Die Renditen sanken entsprechend deutlich. «Jede Kompromissbereitschaft Italiens ist ein positives Signal», sagte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Dass es überhaupt eine Bereitschaft zu Zugeständnissen beim Haushalt gebe, dürfte Anleger freuen.
Italienische Staatsanleihen schlummern in vielen, insbesondere heimischen Bankbilanzen, so dass die Aktien italienischer Finanzhäuser zu den grössten Gewinnern gehörten. Die Papiere der Unicredit, Bper Banca und Banco BPM zogen etwa um jeweils rund fünfeinhalb Prozent an, die der Ubi Banca sogar um 6,4 Prozent. Intesa Sanpaolo stiegen im Leitindex der Eurozone um 4,5 Prozent. Auch europaweit zählte die Bankenbranche mit einem Gewinn von 2,6 Prozent zu den Favoriten.
Im französischen Leitindex zählten die Anteilsscheine von Saint-Gobain mit einem Plus von rund 4 Prozent zu den gefragtesten Werten. Der Baustoffkonzern will sich von seinem deutschen Baufachhandel trennen.
Novo Nordisk gewannen in Dänemark 2,6 Prozent und profitierten von Studiendaten zum oral einzunehmenden Diabetesmittel Semaglutid. Zahlreiche Analysten reagierten positiv und sprachen von ermutigenden Ergebnissen. (awp/mc/ps)