EU-Schluss: Erneut Verluste – Virus könnte Wachstum drosseln
Paris – Europas Börsen haben die am Donnerstag die Verluste vom Vortag ausgeweitet. Einmal mehr standen das Coronavirus und dessen mögliche Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben im Zentrum des Interesses und belasteten die Kurse. Der europäische Leitindex EuroStoxx50 verlor 0,87 Prozent auf 3736,85 Punkte. Er fiel auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen.
Zuvor waren Chinas Börsen unter starken Druck geraten. Peking hat die besonders schwer von der neuen Lungenkrankheit betroffene Millionenmetropole Wuhan praktisch abgeriegelt. Zudem waren erste Fälle der Erkrankung auch in anderen Staaten aufgetreten.
Der französische Leitindex Cac 40 schloss 0,65 Prozent niedriger auf 5971,79 Punkte und fiel wieder unter die 6000er Marke. Der Londoner FTSE 100 verlor 0,85 Prozent auf 7507,67 Zähler. Nach der ersten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank in diesem Jahr fiel zwar der Eurokurs, auf die Aktienmärkte hatte das Ereignis hingegen keinen unmittelbaren Einfluss.
Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades begründete die Kursverluste mit der Sorge an den Finanzmärkten, «dass eine Ausbreitung des tödlichen Virus auf andere Länder das wirtschaftliche Wachstum bremsen könnte». Das belegten die Preisverluste an den Rohstoffmärkten als Seismograph für die konjunkturellen Erwartungen.
In der Folge war der europäische Sektor der Rohstoffproduzenten mit einem Minus von fast drei Prozent der schwächste Sektor. Besser hielten sich defensive Titel, die als weniger konjunkturabhängig gelten wie der Versorger- und der Immobiliensektor.
Bei den Einzelwerten wiederholte sich die Entwicklung nach den ersten Meldungen zum Coronavirus: Tourismus- und Luftverkehrsaktien gehörten zu den Verlierern. Auch Luxuswerte, für die Asien eine wichtige Absatzregion ist, gerieten unter Druck. So büssten Kering 3,2 Prozent ein und LVMH 2,7 Prozent. Sie waren damit die Schlusslichter im EuroStoxx 50.
Mit einem Minus von 5,1 Prozent fielen Aktien von Renault an das Ende des Cac 40 Index. Sie litten unter einer Verkaufsempfehlung der Citigroup. Die US-Bank verwies in einer Studie auf bilanzielle Risiken und einen schwachen Barmittelzufluss des französischen Autobauers.
Ganz anders STMicroelectronics . Im vierten Quartal hatte der Infineon-Konkurrent im Vergleich zum Vorquartal in allen Segmenten teils deutlich zugelegt. Die Aktien zogen an der Spitze des Cac 40 um 6,5 Prozent an und setzten ihre steile Aufwärtsbewegung seit Sommer 2019 fort.
Für eine positive Überraschung sorgte auch der britische Online-Modeshop Asos . Der Umsatz in den letzten vier Monate des vergangenen Jahres war überraschend gut ausgefallen, was gut 9 Prozent Aufschlag brachte. (awp/mc/pg)