Paris – Der EuroStoxx 50 hat am Donnerstag seinen jüngsten Aufschwung deutlich beschleunigt. Nachdem die Wall Street ihre Rekordjagd wieder aufgenommen hatte, baute der Eurozonen-Leitindex seine Tagesgewinne aus und ging 1,03 Prozent höher bei 3403,12 Punkten aus dem Handel. Damit schloss das Börsenbarometer bereits das neunte Mal in Folge im Plus. Mittlerweile bewegt sich der EuroStoxx wieder auf dem Niveau von Anfang September.
Für den französischen Cac 40 ging es um 1,07 Prozent auf 5451,59 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 rückte um 0,49 Prozent auf 7367,32 Zähler vor.
Am US-Aktienmarkt hatten erfreuliche Konjunkturdaten für gute Laune gesorgt und damit auch den Ton für die Börsen diesseits des Atlantiks vorgegeben. So hatte sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia überraschend stark verbessert. Zudem gebe es momentan noch kein Anzeichen dafür, dass die US-Regierung weitere zusätzliche Strafzölle erheben könnte, schrieb Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK.
Im europäischen Branchenvergleich hatten die Autobauer und -zulieferer die Nase vorn: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zog um 1,71 Prozent an. Dafür reichte offenbar schon das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften vom internationalen Handelskonflikt. Ausgehend von seinem gut eine Woche alten Jahrestief hat der Branchenindex inzwischen mehr als 8 Prozent gewonnen, nachdem zuvor die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie die Debatte um Dieselfahrverbote und Abgastests die Automobil-Papiere gebeutelt hatten.
Stützend wirkte zudem eine Studie des Analysehauses Kepler Cheuvreux, dessen Experten nicht mehr so pessimistisch auf den Sektor blicken wie zuvor und ihr Votum von «Underweight» auf «Neutral» änderten. Die schlechten Nachrichten im Sektor könnten nun eingepreist sein, hiess es.
Unter den Gewinnen in London verteuerten sich die Papiere von Rio Tinto um rund 2,5 Prozent – ihnen half der vom Bergbaukonzern angekündigte Aktienrückkauf.
Die Anteilseigner von Europas grösstem Billigflieger Ryanair verpassten bei ihrer Hauptversammlung der Führungsspitze einen Denkzettel. Zwar wählten die Aktionäre den Verwaltungsratsvorsitzenden David Bonderman und Unternehmenschef Michael O’Leary wieder – Bonderman bekam jedoch nur 70,5 Prozent Zustimmung. O’Leary erzielte immerhin 98,5 Prozent und sieht keinen Grund zum Aufgeben, wie er bei dem Treffen sagte. Die Anteilsscheine büssten in London 2,07 Prozent ein.
In Zürich honorierten Nestlé-Anleger die Prüfung strategischer Optionen für das Hautpflege-Geschäft mit einem Kursplus von knapp 1 Prozent. Der Nahrungsmittelkonzern setzt damit weiter auf die Konzentration auf sein Kerngeschäft. Welche Möglichkeiten die Schweizer für den genannten Bereich in Betracht ziehen, blieb aber zunächst offen. Ein möglicher Verkauf der Sparte hätten keinen grossen Einfluss auf die Schätzungen für das Unternehmen, schrieb Goldman-Analyst Mitch Collett.
Für die Aktien von Telecom Italia ging es in Mailand um 0,7 Prozent nach oben. Das Unternehmen erwägt offenbar den Ausbau des Geschäfts in Brasilien. Der italienische Telekommunikationskonzern prüfe eine Offerte für Nextel, den fünftgrössten Mobilfunkanbieter des südamerikanischen Landes, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. (awp/mc/pg)