EU-Schluss: ESTX50 legt um 1,5% auf 2’962 Punkte zu
London – Europas Börsen haben sich am Freitag deutlich von ihren Vortagsverlusten erholt. Offensichtlich könnten die Anleger mit einer möglichen US-Zinserhöhung im Juni leben, kommentierte ein Händler die gute Entwicklung. Ein solcher Schritt, der die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren schmälern würde, hatte jüngst vor allem die Wall Street belastet – doch auch hier ging es zuletzt wieder bergauf. Die schwankungsanfälligen Ölpreise konnten die Stimmung ebenfalls nicht trüben.
Der EuroStoxx 50 schloss 1,47 Prozent höher bei 2’962,16 Punkten. Damit schaffte es der Eurozonen-Leitindex auf Wochensicht sogar knapp ins Plus. Der Pariser CAC-40-Index stieg am Freitag um 1,67 Prozent auf 4’353,90 Punkte und der Londoner FTSE-100-Index gewann 1,70 Prozent auf 6’156,32 Punkte.
Zuletzt hatten die Veröffentlichung des jüngsten Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed und Aussagen mehrerer Fed-Mitglieder Erwartungen einer schon im Juni anstehenden Zinsanhebung geschürt. Allerdings hatten die Währungshüter eine Straffung ihrer Geldpolitik auch von einer guten heimischen Konjunkturentwicklung abhängig gemacht.
Im europäischen Branchenvergleich gab es am Freitag nur Gewinner. Am meisten Grund zur Freude hatten die Besitzer von Aktien aus dem Medizinbereich: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um 1,78 Prozent zu.
Schlusslicht in der Übersicht waren hingegen die Rohstoff- und Bergbautitel, deren Index nur ein Plus von 0,71 Prozent schaffte. Hier bremste die verhaltene Preisentwicklung bei wichtigen Metallen.
Unter den Einzelwerten stach Unicredit heraus: Mit einem Kursanstieg von 7,59 Prozent eroberten die Aktien die EuroStoxx-Spitze. Auf der Suche nach frischem Kapital prüft die italienische Grossbank laut Kreisen den Verkauf von weiterem Tafelsilber. Unicredit kämpft seit Monaten mit dem Misstrauen von Anlegern. Viele zweifeln an der Kapitalstärke. Im Hintergrund tobt bereits ein Machtkampf. Wichtige Investoren versuchen dem Vernehmen nach Vorstandschef Federico Ghizzoni abzulösen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits.
In Zürich rutschten die Papiere von Richemont dagegen um 4,30 Prozent ab, was den letzten Platz im Swiss-Market-Index (SMI) bedeutete. Der Luxusgüterkonzern hatte mit seinen Jahreszahlen viele Börsianer enttäuscht. Die geringen Markterwartungen seien noch verfehlt worden, hiess es. Analyst Thierry Cota von der Societe Generale sprach von schwachen Resultaten und einem «sehr vorsichtigen Ausblick». Die Aktien von Konkurrent Swatch verloren 2,75 Prozent. (awp/mc/upd/ps)