London – Negative Nachrichten aus China haben Europas Aktienmärkten am Montag einen historisch schlechten Jahresauftakt eingebrockt. Überraschend schwache Stimmungsdaten aus der Industrie ließen die chinesischen Festlandsbörsen um über 7 Prozent einbrechen, was zu einer vorzeitigen Beendigung des dortigen Handels führte.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 3,14 Prozent bei 3’164,76 Punkten – so schwach war der 1998 eingeführte Leitindex der Eurozone noch nie in ein Börsenjahr gestartet.
Auch die anderen europäischen Indizes mussten kräftig Federn lassen: Der CAC-40-Index in Paris sackte um 2,47 Prozent auf 4522,45 Punkte ab und der Londoner FTSE-100-Index büsste 2,39 Prozent auf 6093,43 Punkte ein.
Die kriselnde Wirtschaft Chinas startete mit weiteren Signalen der Schwäche ins neue Jahr und trübte die Laune der Anleger weltweit: Der vom chinesischen Wirtschaftsmagazin «Caixin» ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) sank im Dezember überraschend auf den tiefsten Stand seit September – Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg gerechnet. Der Indikator lag zudem zum zehnten Mal in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf ein Schrumpfen der industriellen Fertigung hindeutet.
Mit der vorzeitigen Einstellung des chinesischen Börsenhandels kam gleich am Tag seiner Einführung ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der zu grosse Kursschwankungen verhindern soll. Experten rechnen nun mit weiteren Eingriffen seitens der chinesischen Führung.
Auch die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA gaben den Investoren wenig Grund zur Freude: Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel im Dezember ebenso schlechter als erwartet aus wie die Bauausgaben im November. Lediglich der endgültige Industrie-Einkaufsmanagerindex des Markit-Insituts lag knapp über dem zuvor ermittelten Wert.
Dass die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone im Dezember auf den höchsten Stand seit über eineinhalb Jahren gestiegen ist, half den Aktienkursen nicht – zumal sich die Industriestimmung in Grossbritannien überraschend eintrübte.
Aus Branchensicht gab es am Montag nur Verlierer in Europa. Schlusslicht im marktbreiten Stoxx Europe 600 war der Index der Autobauer und -zulieferer, der 4,48 Prozent einbüsste. Vergleichsweise gut erging es noch den Öl- und Gasunternehmen: Deren Subindex verlor lediglich 1,45 Prozent.
Mit minus 0,23 Prozent am besten hielten sich im EuroStoxx noch die Aktien von Nokia. Der finnische Netzwerkausrüster beseitigte das letzte Hindernis beim milliardenschweren Kauf des französisch-amerikanischen Konkurrenten Alcatel-Lucent: Nach vorläufigen Angaben der französischen Finanzmarktaufsicht AMF nahmen knapp 80 Prozent der Alcatel-Aktionäre das Übernahmeangebot der Finnen an. Dagegen drückten Berichte zu Übernahmeplänen des britischen Pharmakonzerns Shire Pharmaceuticals dessen Aktien mit 5,32 Prozent ins Minus.
Bei den sehr schwachen Rohstoffwerten stemmten sich Randgold Resources mit plus 2,41 Prozent gegen den Trend. Die Aktien des auf Goldvorkommen in Akrika spezialisierten Bergbaukonzerns profitierten von einer Erholung der Preise für das Edelmetall.
Im schwachen Swiss-Market-Index (SMI) litten vor allem die Aktien von Richemont und Swatch unter den Wachstumssorgen um China. Das Land ist mit Abstand der wichtigste Abnehmer der Schweizer Uhrenindustrie. Die Swatch-Papiere gaben um 4,17 Prozent nach und die Papiere von Richemont fielen um 3,12 Prozent. (awp/mc/upd/ps)