London – Der anhaltende Kurssturz in China hat am Montag auch Europas Börsen massiv nach unten befördert. Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 5,35 Prozent bei 3073,39 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit Mitte Januar. Damit summiert sich der Verlust der vergangenen zehn Handelstage bereits auf über 16 Prozent. Am Nachmittag war der Leitindex der Eurozone sogar um mehr als 8 Prozent bis auf 2973 Punkte eingebrochen.
Bereits am Freitag hatte das Börsenbarometer mit dem grössten Wochenverlust seit gut 4 Jahren geschlossen – belastet von den Sorgen über die chinesische Wirtschaft und deren Einfluss auf die weltweite Konjunkturentwicklung. Auch die anderen europäischen Indizes blieben am Montag massiv unter Druck: In Paris sackte der CAC-40-Index um 5,35 Prozent auf 4383,46 Punkte ab. Der Londoner FTSE 100 büsste 4,67 Prozent auf 5898,87 Punkte ein.
An der Börse Shanghai erlebten die Anleger den schlimmsten Einbruch seit acht Jahren: Der wichtige Shanghai Component Index gab zum Schluss 8,49 Prozent auf 3209,91 Punkte ab. Der CSI 300 mit den 300 grössten Unternehmen vom chinesischen Festland verlor 8,75 Prozent auf 3275,53 Punkte. Damit haben die meisten chinesischen Börsenindizes – ungeachtet massiver staatlicher Interventionen – ihre zwischenzeitlich stattlichen Jahresgewinne komplett eingebüsst.
An Europas Aktienmärkten belasteten zudem die fortgesetzten Kursgewinne des Euro, die europäische Waren für Käufer ausserhalb des Währungsraums verteuern. Im Verlauf war die Einheitswährung im Vergleich zum US-Dollar kurzzeitig über die Marke von 1,17 Dollar gestiegen und war damit so teuer gewesen wie seit Mitte Januar nicht mehr.
Allerdings keimen nach dem weltweiten Kurssturz auch erste vorsichtige Hoffnungen. Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan. Die Konjunkturdaten würden das negative Bild allerdings nicht unbedingt untermauern. Ein Grund für das Ausmass der Kursverluste sei auch die für den Urlaubsmonat August typischen, geringen Handelsvolumina.
Im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 mussten am Montag einmal mehr die Rohstoffwerte Federn lassen: Der Subindex büsste am Ende der Branchenübersicht 9,25 Prozent ein. Die Bergbauunternehmen sind besonders stark abhängig von China als weltgrösstem Rohstoffimporteur.
Nicht viel besser erging es den Öl- und Gasunternehmen, deren Branchenindex mit minus 8,11 Prozent unter der anhaltenden Talfahrt der Ölpreise litt. Die Notierungen für die Nordseesorte Brent fielen auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren.
Relevante Unternehmensnachrichten waren zum Wochenauftakt rar. Aktien von Zurich Insurance verloren 4,54 Prozent. Laut der «Financial Times» benötigt der Versicherer in den Verhandlungen zur Übernahme des britischen Konkurrenten RSA mehr Zeit. Die RSA-Papiere stiegen um 0,75 Prozent und waren damit die einzige Aktie mit einem Gewinn im FTSE-100-Index. (awp/mc/upd/ps)