London – Überwiegend enttäuschende Quartalsberichte von Unternehmen haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag belastet. Der EuroStoxx 50 sank um 0,43 Prozent auf 2.740,29 Punkte. Der CAC 40 in Paris gab um 0,17 Prozent auf 3.956,02 Punkte nach. Der britische Leitindex FTSE 100 büsste in London 0,49 Prozent auf 6.587,95 Punkte ein.
Nach den deutlichen Kursanstiegen seit Ende Juni hätten einige Anleger Gewinne mitgenommen, sagte ein Börsianer. Anderer Marktteilnehmer verwiesen auf Sorgen um das chinesische Wachstum und die absehbare Straffung der US-Geldpolitik, die dem Aktienmarkt Liquidität entziehen dürfte.
Die im FTSE 100 sowie im EuroStoxx gelisteten Aktien von Unilever verloren rund eineinhalb Prozent. Der weltweit zweitgrösste Konsumgüterkonzern wächst in den Schwellenländern nicht mehr ganz so ungestüm wie bisher.
In Frankreich präsentierten sich Michelin nach Zahlen mit minus 1,40 Prozent schwächer als der Gesamtmarkt. Der Reifenhersteller hatte trotz einer leichten Erholung auf den Weltmärkten weniger Umsatz und Gewinn gemacht.
Die harte Konkurrenz auf dem Heimatmarkt hatte die französische Telefongesellschaft Orange im zweiten Quartal belastet. Zum Handelsschluss sackten die Titel um 3,23 Prozent auf 7,50 Euro ab und belegten damit den letzten Platz im CAC 40. Die Papiere von Telefonica aber verteuerten sich nach Zahlen um 1,61 Prozent. Börsianer sprachen von einem gemischt ausgefallenen Zahlenwerk. Der Telefon-Konzern ringt zwar weiter mit einem schwachen Heimatmarkt und einem starken Euro. Immerhin hatten die Spanier aber den Rückgang beim Umsatz und operativen Gewinn im Vergleich zum Jahresauftakt eindämmen können.
In der Schweiz sackten die Papiere von Credit Suisse am Ende des Swiss-Market-Index (SMI) um 3,27 Prozent ab. Die Kursverluste wurden am Markt teils mit Gewinnmitnahmen begründet. Vor dem Hintergrund der starken Resultate der Vergleichsbanken könnte das Ergebnis im Investmentbanking als leichte Enttäuschung aufgefasst werden, schrieb ein Analyst. Die ABB-Aktien gerieten nach Zahlen ebenfalls stark unter Druck. Das Minus belief sich zum Handelsschluss auf rund drei Prozent. Der Energie- und Automationstechnikkonzern spürt die Krise und die Konjunkturflaute zunehmend beim Auftragseingang.
Gegen den schwächeren Trend am Zürcher Markt stemmten sich Roche mit plus 0,60 und Givaudan mit plus 1,90 Prozent an der Index-Spitze. Die hohe Nachfrage nach Krebsmedikamenten verhalf dem Pharmakonzern im ersten Halbjahr zu einem kräftigen Gewinnanstieg. Auch bei dem Aromen- und Duftstoff-Hersteller Givaudan floriert das Geschäft, insbesondere in den Schwellenländern.
Aus Branchensicht gab der Sektor für die Rohstoffwerte mit minus 1,90 Prozent am stärksten nach. Auch viele andere Indizes aus der Stoxx-600-Übersicht notierten im Minus. Der Mediensektor aber profitierte mit einem Aufschlag von 0,42 Prozent von einem Kursplus von knapp 17 Prozent bei den Aktien von Axel Springer. Der Medienkonzern will einige seiner Printmedien verkaufen. Die Titel von Reed Elsevier zogen um mehr als vier Prozent an. Der Verlags- und Medienkonzern hatte mit einer unerwartet hohen Zwischendividende überrascht und stockt zudem sein Aktienrückkaufprogramm auf. (awp/mc/upd/ps)