Paris – Der europäische Aktienmarkt hat sich am Freitag etwas von seinen jüngsten Kursverlusten erholt. Der EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 1,01 Prozent auf 2.978,99 Punkte und auch der französische Leitindex Cac 40 legte in Paris 1,10 Prozent auf 4.053,94 Punkte zu. In London fand indes wegen einer technischen Panne bis zuletzt kein Handel statt. Ein Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Handels wurde bislang nicht genannt.
Am Markt wurde angesichts der Erholung auf eine zwischenzeitliche Entspannung am Ölmarkt hingewiesen. Die Zusicherung Saudi-Arabiens, fehlende Ölmengen aus Libyen gegebenenfalls durch höhere Fördermengen auszugleichen, hatte den Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI am Donnerstag wieder unter die Marke von 100 US-Dollar gedrückt. Analyst Ben Potter von IG Markets hielt die Stimmung angesichts der geopolitischen Nachrichten aber ungeachtet dessen weiterhin für angeschlagen.
In Europa setzte sich indes am Morgen die Berichtssaison fort. Aktien von Telefonica legten 1,28 Prozent auf 18,23 Euro zu, nachdem der spanische Telekomkonzern 2010 dank seiner Auslandstöchter Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verbucht hat. Am Vorabend schon gab es erfreulich aufgenommene Zahlen von Telecom Italia, die in Mailand um 4,68 Prozent in die Höhe kletterten. Papiere der Deutschen Telekom kamen indes nach einem überraschenden Verlust im Schlussquartal unter Druck, weshalb der Teilindex Stoxx 600 Telecom nur knapp im Plus notierte.
Die deutlichsten Gewinne gab es indes im Autosektor, der sich von den kräftigen Kursverlusten vom Vortag erholte. Der Branchenindex Stoxx 600 Automobiles & Parts zog um 2,07 Prozent an. Der Stoxx 600 Construction & Materials legte ferner 1,96 Prozent zu. Hilfreich waren am Vorabend nach Börsenschluss vorgelegte Zahlen des französischen Baustoffkonzerns Saint-Gobain, dessen Papiere in Paris um 6,20 Prozent auf 43,305 Euro in die Höhe schnellten. Die Franzosen haben 2010 wegen eingeleiteter Sparmassnahmen operativ mehr verdient und wollen das operative Ergebnis auch im laufenden Jahr deutlich steigern. Papiere des irischen Konkurrenten CRH stiegen im Schlepptau um 2,84 Prozent.
EADS verloren indes in Paris 1,59 Prozent auf 20,44 Euro, nachdem die US-Armee den Grossauftrag für Tankflugzeuge an den Konkurrenten Boeing vergeben hat. Damit geht EADS mit seiner Tochter Airbus bei dem 35 Milliarden Dollar schweren Geschäft leer aus. Einige Analysten werteten dies als Enttäuschung, andere jedoch sahen Boeing ohnehin in der Favoritenrolle.
Wegen einer technischen Panne konnte an der Londoner Börse bis zuletzt nicht gehandelt werden. Nur zum Auftakt gab es kurzzeitig Kurse, denen allerdings die Annullierung droht. Bei der britischen Bank Lloyds wurden gut aufgenommene Jahreszahlen vor einem schwachen Margenausblick überschattet. Die aus der Fusion von British Airways und Iberia hervorgegangene International Airlines Group hat in den ersten drei Monaten 90 Millionen Euro verdient. Ein Jahr zuvor hatten die beiden Fluggesellschaften nachträglichen Berechnungen zufolge noch einen Verlust von 130 Millionen Euro verzeichnet. (awp/mc/ps)