London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag weiter durchgeatmet. Vor der Zinsentscheidung in den USA zur Wochenmitte und nach der weiteren Lockerung der geldpolitischen Zügel in der Vorwoche durch die Europäische Zentralbank legen die Börsen eine Ruhepause ein: «Die Märkte hängen zwischen Tür und Angel», sagte Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Auch der wieder sehr schwache Ölpreis drückte Börsianern zufolge auf die Stimmung.
Der EuroStoxx-50-Index ging 0,80 Prozent tiefer bei 3’067,21 Punkten aus dem Handel nahe seinem Schlussniveau der Vorwoche. Der Leitindex der Eurozone hatte sich in den vier Wochen zuvor allerdings um 11,5 Prozent erholt. Der Pariser CAC-40-Index verlor am Dienstag 0,75 Prozent auf 4’472,63 Punkte. Der FTSE-100-Index fiel in London um 0,56 Prozent auf 6’139,97 Punkte.
Laut Lipkow ist die Freude über den neuen Geldsegen der EZB in den internationalen Finanzmärkten weiterhin erkennbar, auf der anderen Seite drückten aber Konjunktursorgen auf die Laune. Auch die heftigen Schwankungen beim Erdöl sorgten für Unsicherheit.
Die Verluste zogen sich quer durch alle Branchen. In Zuge fallender Rohstoffpreise traf es aber die besonders schwankungsanfälligen Minenwerte besonders hart: Der Branchenindex der Rohstofftitel, der Stoxx 600 Basic Resources, musste einen Abschlag von fast 5 Prozent hinnehmen. In London sackten die Aktien von Anglo American am «Footsie»-Ende um fast 11 Prozent ab. Morgan Stanley sprach eine Verkaufsempfehlung für die Aktien des Bergbaukonzerns aus. Antofagasta rutschten um fast 5 Prozent ab. Der Kupferproduzent streicht nach einem Gewinneinbruch die Dividende.
Relativ gut hielten sich Nahrungsmittelwerte nach einer Übernahme in der Branche: Der Mailänder Spirituosenriese Campari schluckt den französischen Produzenten der Likörmarke Grand Marnier. Der italienische Konzern bietet 8,05 Euro je Aktie der Société des Produits Marnier Lapostolle (SPML) in bar – damit werden die Franzosen auf 684 Millionen Euro taxiert. Campari-Aktien kletterten um 2,10 Prozent nach oben.
Tagesgewinner im EuroStoxx-50-Index waren Safran mit einem Plus von 3,73 Prozent. Der französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern will durch Zukäufe oder Partnerschaften wachsen. Dabei soll das Luftfahrt-Geschäft weiter ausgebaut werden. Am Indexende stand dagegen die spanische Bank Santander mit minus 4,43 Prozent. BBVA verloren davor knapp 3 Prozent.
In Stockholm fielen die Aktien von Hennes & Mauritz (H&M) um 3 Prozent. Der Textilriese hatte im Februar etwas weniger umgesetzt als von Analysten erwartet. Den Experten von RBC bereitet zudem die Entwicklung der Bruttomarge Sorge. (awp/mc/upd/ps)