EU-Schluss: Überwiegend Verluste nach Daten

EU-Schluss: Überwiegend Verluste nach Daten

Paris – Europas wichtigste Börsen haben sich am Freitag überwiegend mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Sie litten ebenso wie die Wall Street unter am Nachmittag veröffentlichten und negativ aufgenommenen US-Konjunkturdaten. Zudem bräuchten die Märkte nach den jüngsten Hochständen eine Atempause, sagte ein Beobachter. Nach der Zahlenflut der vergangenen Tage sei die Nachrichtenlage vor dem Wochenende deutlich ausgedünnt gewesen, betonten Händler.

Der EuroStoxx 50 schloss 0,52 Prozent tiefer bei 3.052,14 Punkten, womit er aber ein Wochenplus von 0,58 Prozent verbuchte. Im Tagesverlauf hatte der Leitindex der Eurozone bei 3.074,44 Punkten kurzzeitig den höchsten Stand seit Februar 2011 markiert. In Paris ging der Cac 40 mit minus 0,62 Prozent bei 4.273,19 Punkten aus dem Handel. Der Londoner FTSE 100 gewann indes 0,05 Prozent auf 6.734,74 Punkte.

Dem ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe für Oktober zufolge hatte sich die Stimmung in der US-Wirtschaft im Oktober trotz des jüngsten Haushaltsstreits überraschend aufgehellt. Die Zahlen deuteten zwar auf eine weitere Konjunkturerholung hin, schrieb Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Allerdings zeige die Beschäftigungskomponente, «dass der Arbeitsmarktbericht in der kommenden Woche wohl nur moderate Verbesserungen zeigen wird». Die US-Notenbank Fed hat eine Drosselung ihrer Anleihekäufe von einer nachhaltigen Wirtschaftserholung und insbesondere der Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängig gemacht. Experten erwarten dies nicht vor dem kommenden Jahr.

Europäische Aktien blieben aber erste Wahl, meinte Marktanalyst Jörg Rohmann vom Broker Alpari in Frankfurt. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte aus seiner Sicht bald die «Bazooka» nachladen. Die Inflationsrate für die Eurozone, eine unvermindert hohe Arbeitslosigkeit sowie Äusserungen von EZB-Mitglied Nowotny, wonach neue Liquiditätsmassnahmen geplant seien, machten die Möglichkeit neuer Aktionen der Währungshüter wahrscheinlich.

Einer der schwächsten Sektoren in Europa waren die Nahrungsmittel- und Getränkehersteller: Der Stoxx Europe 600 Food & Beverage gab um 0,49 Prozent nach. Für die Aktien von AB Inbev ging es trotz positiver Analystenkommentare nach dem am Donnerstag vorgelegten Quartalsbericht des weltgrössten Brauereikonzerns um 1,32 Prozent bergab. Damit gehörten sie zu den grössten Verlierern im EuroStoxx 50. Der Index für die Autobauer und -zulieferer verlor 0,66 Prozent. Bei Renault sorgte die gekappte Gewinnprognose des japanischen Partners Nissan für Kursverluste von 4,99 Prozent, was den Titeln den letzten Platz im CAC 40 einbrockte.

Europäischer Branchen-Spitzenreiter war indes der Index für die Telekommunikationsunternehmen mit plus 0,98 Prozent. Die Vodafone-Titel kletterten nach erneut kursierenden Übernahmespekulationen an der Spitze des FTSE 100 um 3,56 Prozent. Kreisen zufolge bereite der US-Telekomkonzern AT&T eine mögliche Übernahme des britischen Mobilfunkriesen im kommenden Jahr vor, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend. Merrill Lynch beliess die Anlageempfehlung für Vodafone auf «Buy». Die Briten würden «kulturell» gut zu AT&T passen, schrieb Analyst Emmet Kelly.

Die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS) sackten derweil in London um 7,51 Prozent ab. Die seit der Finanzkrise grösstenteils verstaatlichte Bank unternimmt einen neuen teuren Anlauf zur ersehnten dauerhaften Erholung und kündigte die Gründung einer internen «Bad Bank» an. Diese soll Problempapiere im Umfang von 38 Milliarden britischen Pfund abwickeln.

Für die Barclays-Papiere ging es um 2,77 Prozent nach unten. Der RBS-Konkurrent hat Kreisen zufolge drei Devisenhändler in den Zwangsurlaub geschickt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine eingeweihte Person berichtet, sind die drei Angestellten im Zusammenhang mit der laufenden Untersuchung wegen des Verdachts auf Devisen-Manipulationen suspendiert worden. (awp/mc/pg)

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