EU-Schluss: Mehrheitlich leichter – London mit Gewinnen

EU-Schluss: Mehrheitlich leichter – London mit Gewinnen

London – Der schwelende Haushaltsstreit in den USA hat die wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Donnerstag belastet. Anleger scheuten die Unsicherheit, die ein möglicher Zahlungsstopp der US-Regierung auslöse, hiess es am Markt. Der EuroStoxx 50 verlor 0,15 Prozent auf 2.922,99 Punkte. Der Cac 40 in Paris büsste 0,21 Prozent ein und schloss bei 4.186,72 Punkten. In London hingegen legte der FTSE 100 um 0,21 Prozent auf 6.565,59 Punkte zu – die britische Wirtschaft war im zweiten Quartal erwartungsgemäss robust gewachsen.

«Anleger hassen Unsicherheit», sagte ein Marktstratege in London. Der Streit um den US-Haushalt und die Unklarheiten um die angekündigte Drosselung der Anleihekäufe der US-Notenbank Fed seien zwei klare Sorgenkinder. «Angesichts des guten Laufs, den die Märkte in letzter Zeit hingelegt haben, ist eine kleine Pause normal», sagte er. Besonders in den Budgetverhandlungen drängt die Zeit, denn das neue Haushaltsjahr der USA beginnt am 1. Oktober. Sollte sich der Kongress nicht rechtzeitig auf eine Erhöhung der Verschuldungsgrenze von 16,7 Billionen US-Dollar (rund 12,4 Billionen Euro) einigen, droht der grössten Volkswirtschaft der Welt schon Mitte Oktober die Zahlungsunfähigkeit.

Der italienische Leitindex FTSE MIB in Mainland verlor unterdessen 1,20 Prozent. Die Abgeordneten von Silvio Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) hatten erneut mit ihrem Rücktritt im Falle eines Ausschlusses des früheren Regierungschefs aus dem Parlament gedroht. Die drohende Regierungskrise im hochverschuldeten Italien habe unter Anlegern Sorgen ausgelöst, schrieb Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Auch die italienischen Finanzwerte traf es: Am EuroStoxx-Ende landeten Intesa SanPaolo mit minus 3,78 Prozent und die Unicredit mit Verlusten von 2,69 Prozent.

Bankwerte gehörten europaweit ohnehin zu den grössten Verlierern. Der Branchenindex des breiten Index Stoxx Europe 600 büsste 0,57 Prozent ein. Unter den schwächsten Werten im britischen Leitindex «Footsie» verloren die Titel von Barclays 1,39 Prozent. Die britische Grossbank plant Kreisen zufolge einen massiven Umbau ihres schwächelnden Vermögensverwaltungsgeschäfts. Die Sparte solle sich bis Ende 2016 auf rund 70 Länder konzentrieren, berichteten Medien unter Berufung auf Firmenkreise.

Die Einzelhandelsbranche war unter den Sektorindizes eine der stärksten und verzeichnete Gewinne von 0,68 Prozent. Dabei ragten die Aktien von Hennes & Mauritz (H&M) mit einem Plus von 6,74 Prozent deutlich heraus. Der Textilhändler hatte den Gewinn nach einem schwachen ersten Geschäftshalbjahr im dritten Quartal um mehr als ein Fünftel gesteigert. Bernstein-Analyst Jamie Merriman wertete die Zahlen besser als erwartet, die Brutto- sowie die operative Gewinnmarge hätten die Schätzungen klar übertroffen.

Ein starkes Sommergeschäft hatte indes Europas grösstem Reiseveranstalter Tui Travel die Kassen gefüllt. Die Papiere legten an der Spitze des FTSE 100 um 3,93 Prozent zu. Der Wettbewerber Thomas Cook hatte derweil zwar seine Sommer-Reisen fast komplett losgeschlagen. Europas zweitgrösster Reiseveranstalter startete jedoch wegen des warmen Wetters in Europa und der weltpolitischen Lage langsamer in die Wintersaison. Die Aktien sackten um 6,62 Prozent ab.

Die Aktien von Ladbrokes brachen in London um 7,60 Prozent ein, nachdem der britische Betreiber von Wettläden vor niedrigeren Gewinnen in seinem Onlinegeschäft gewarnt hatte. Centrica-Papiere gaben 2,32 Prozent ab, nachdem die Analysten von JPMorgan empfohlen hatten, die Titel des grössten Energieversorgers für britische Privatkunden zu verkaufen. (awp/mc/upd/ps)

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