EU-Schluss: Erholung im Kielwasser der Wall Street

EU-Schluss: Erholung im Kielwasser der Wall Street

London – Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Donnerstag etwas von ihrem jüngsten Rückschlag erholt. Gute Nachrichten aus den USA hätten den Börsen am Nachmittag neues Leben eingehaucht, sagten Händler: Das Weihnachtsgeschäft war besser angelaufen als erwartet. Ausserdem stoppte der Rohöl-Preis seine steile Talfahrt, die zuvor für Unsicherheit gesorgt hatte.

Der EuroStoxx 50 ging 0,26 Prozent höher bei 3159,11 Punkten aus dem Handel. Damit stieg der Leitindex der Eurozone wieder auf die von vielen Anlegern beachtete 200-Tage-Linie. Diese gilt als Hilfsmittel, um den langfristigen Trend zu zeigen. Noch zu Wochenbeginn hatte der Index den Rückwärtsgang eingelegt und war vom Fünfmonatshoch zurückgeprallt. In Paris trat der CAC-40-Index mit minus 0,05 Prozent auf 4225,86 Punkte praktisch auf der Stelle. Der Londoner FTSE-100-Index fiel mit Minenwerten am Ende um 0,59 Prozent auf 6461,70 Punkte.

Tagesgewinner im Eurostoxx-50-Index waren Inditex-Aktien mit plus 4,23 Prozent auf 23,295 Euro. Der spanische Bekleidungshändler steigerte den Umsatz in den ersten neun Monaten kräftig und verdiente etwas mehr als ein Jahr zuvor. Damit traf das Unternehmen ziemlich exakt die Erwartungen der Analysten. Carl Short von S&P Capital IQ hob einen guten Start ins Schlussquartal des Geschäftsjahres hervor. Die Einzelhandelswerte stellten auch den europaweit besten Teilsektor: Der Index Stoxx Europe 600 Retail legte 0,85 Prozent zu. Positiv wirkte auch das überraschend gute Weihnachtsgeschäft in den USA.

Zu den Gewinnern zählten zudem die Telekomwerte mit einem Plus von 0,54 Prozent im europäischen Branchenindex. Übernahmefantasie sorgt für Schwung: Die spanische Telefonica will Spekulationen zufolge mit Partnern dem italienischen Telefonprimus Telecom Italia seinen brasilianischen Mobilfunker abkaufen – und dafür Milliarden auf den Tisch legen. Die ansonsten eher gebeutelten Aktionäre von Telecom Italia freuten sich: Ihre Titel zogen in Mailand um mehr als 2 Prozent an. Telefonica-Anteile schlossen in Madrid knapp im Plus.

Am Ende des Eurozonen-Leitindex fanden sich dagegen erneut die Aktien des Flugzeugbauers Airbus mit einem Abschlag von 4,30 Prozent wieder. Nachrichten vom Investorentag sorgten für weiteren Druck, nachdem am Vortag schon ein Minus von über 10 Prozent angefallen war. Eine Lieferverzögerung beim A350 hatte die Anleger kalt erwischt, zum anderen werteten Analysten die Aussagen von Konzernchef Tom Enders zum Gewinn 2016 als schwach. Zudem steht offenbar der Grossraumflieger A380 auf dem Prüfstand. Einige Analysten kürzten ihre Kursziele.

Die Anteile von Fiat Chrysler (FCA) rutschten in Mailand um 6,27 Prozent ab. Der Autokonzern will den Kapitalmarkt kräftig anzapfen und bei einer Kapitalerhöhung bis zu 957 Millionen US-Dollar einnehmen. Für die ebenfalls Anfang Dezember angekündigte milliardenschwere Wandelanleihe wurde der Preis festgelegt. Sie soll 2,5 Milliarden Dollar oder rund 2 Milliarden Euro in die Kassen spülen.

Besonders belastet präsentierten sich die Rohstoffwerte: Der Stoxx 600 Basic Resources stellte mit minus 1,79 Prozent den schwächsten Sektor. Fallende Preise von Eisenerz und anderen Rohstoffe fordern damit weiter ihren Tribut. Die Papiere von Glencore verloren in London am «Footsie»-Ende 3,74 Prozent auf 294,85 Pence. Sie waren damit auch schwächster Wert im europaweiten Auswahlindex Stoxx 50. Die Aktien von Anglo American gaben 2,86 Prozent auf 1173 Pence ab. Hier kam eine Verkaufsempfehlung der französischen Investmentbank Exane BNP erschwerend hinzu. (awp/mc/upd/ps)

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