London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag positiv auf die mit Spannung erwartete Rede der US-Notenbank-Präsidentin reagiert. Janet Yellen hatte auf der internationalen Notenbankkonferenz in Jackson Hole mit Blick auf die jüngste Konjunkturerholung gesagt, die Argumente für eine Zinsanhebung seien in den vergangenen Monaten stärker geworden. Dies wurde von Experten dahingehend interpretiert, dass sich die Währungshüter weiterhin alle Optionen offen halten.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Plus von 0,76 Prozent auf 3010,36 Punkte. Im Wochenvergleich legte er um knapp anderthalb Prozent zu. Der französische CAC-40-Index stieg am Freitag um 0,80 Prozent auf 4441,87 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 gewann 0,31 Prozent auf 6838,05 Punkte.
«Die Investoren beruhigt, dass Janet Yellen eine Annäherung der Wirtschaft an die Ziele der Notenbank verkündet, gleichzeitig eine baldige Zinserhöhung aber noch nicht ausgemachte Sache ist. Damit hält sie das Umfeld im Optimalszenario niedriger Zinsen bei einigermassen stabiler Wirtschaft in den USA», sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Analyst Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital kommentierte: «Die Argumente für Zinsanhebungen sind seit Jahren stärker geworden, so dass dies nicht viel Neues sagt.» Auch Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner konnte in den Aussagen Yellens «keine sensationellen Neuigkeiten» erkennen.
Aus Branchensicht standen Medienwerte nach einem schwachen Quartalsbericht von Vivendi europaweit unter Druck: Der Teilindex des marktbreiten Stoxx 600 Europe verlor 0,14 Prozent. Besser erging es den Rohstoffwerten, deren Subindex mit einem Anstieg um rund 2,43 Prozent die Spitze in der Sektortabelle einnahm.
Der verschärfte Wettbewerb am französischen Fernsehmarkt setzte den Aktien von Vivendi ordentlich zu. Die Papiere wurden von den Anlegern zeitweise mit einem Minus von mehr als 5 Prozent abgestraft, weil der französische Medienkonzern mit seinen Zahlen für das zweite Quartal die Markterwartungen verfehlt hatte. Letztlich büssten sie 1,73 Prozent ein und waren damit Schlusslicht im EuroStoxx-Index.
Aktien von Gemalto schnellten um 6,51 Prozent nach oben. Der Sicherheitstechnik-Anbieter hatte im ersten Halbjahr seinen Gewinn gesteigert und zugleich sein Interesse an einer Übernahme signalisiert. Das niederländische Unternehmen hat ein Auge auf die Chipkartensparte Morpho des französischen Mischkonzerns Safran geworfen, nannte jedoch noch keine Details. (awp/mc/upd/ps)