EU-Schluss: ESTX50 verliert 0,1% auf 3’511 Punkte
London – Die weiter steigenden Renditen für amerikanische Staatsanleihen haben am Dienstag auch den europäischen Aktienmarkt ausgebremst. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen kletterte erstmals seit Anfang 2014 auf 3 Prozent, was die Attraktivität der festverzinslichen Wertpapiere als Anlage im Vergleich zu Aktien begünstigt. Zudem stiessen die jüngsten Unternehmenszahlen aus Europa auf ein mehrheitlich negatives Echo.
Der EuroStoxx 50 konnte seine frühen Gewinne nicht behaupten und schloss 0,06 Prozent schwächer bei 3510,88 Punkten. Damit folgte er der schwächelnden Wall Street, die ebenfalls unter den steigenden Anleiherenditen litt – im Tagesverlauf hatte der Leitindex der Eurozone zwischenzeitlich noch den höchsten Stand seit Anfang Februar erreicht.
Bei den anderen wichtigen europäischen Börsenindizes sah es zum Ende nur wenig besser aus. Der französische CAC 40 behauptete ein knappes Plus von 0,10 Prozent auf 5444,16 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,36 Prozent auf 7425,40 Zähler vorrückte.
Im europäischen Branchenvergleich glänzten die Aktien von Öl- und Gaskonzernen: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann dank weiter steigender Ölpreise 1,15 Prozent. Dies bekamen im Umkehrschluss die Aktien von Unternehmen aus dem Reise- und Freizeitsektor negativ zu spüren, da die Notierungen für den wichtigen Rohstoff massgeblich die Treibstoffkosten von Flug- und Schifffahrtsgesellschaften bestimmen: Der Branchenindex büsste 1,22 Prozent ein.
Von den Unternehmen mit Geschäftszahlen enttäuschte vor allem Volvo: Die Aktien zollten ihrer jüngsten Erholungsrally Tribut und büssten gut viereinhalb Prozent ein, obwohl der schwedische Nutzfahrzeughersteller zum Jahresstart mehr verdient hatte als erwartet.
Bei der spanischen Grossbank Santander mussten die Anleger einen Kursrückgang von über 3 Prozent verkraften, womit die Titel zu den grössten Verlierern im EuroStoxx zählten. Auch hier belasteten nach der jüngst guten Entwicklung offenbar Gewinnmitnahmen den Kurs, da das erste Quartal positiv überraschte.
Die Anteilsscheine des Chemieunternehmens Akzo Nobel rutschten nach enttäuschenden Quartalszahlen – insbesondere in der Beschichtungssparte – um über 2 Prozent ab.
Für die Aktien des französischen Autobauers PSA ging es um knapp 1 Prozent nach unten. Unternehmenschef Carlos Tavares rechnet nicht mit einem schnellen Abschluss der Sanierungsverhandlungen für die deutschen Werke.des übernommenen Konkurrenten Opel.
Ein Minus von 1,25 Prozent verzeichneten Vinci-Aktien, nachdem der Konzessions- und Baukonzern einen Vertrag zum Kauf mehrerer zum Unternehmen Airports Worldwide gehörender Flughäfen unterzeichnet hatte.
Der Halbleiterhersteller STMicro litt mit einem Kursrückgang von 0,73 Prozent etwas unter dem flauen Quartalsumsatz des südkoreanischen Konkurrenten SK Hynix. Dies weckte sogleich Erinnerungen an die schwachen Umsatzerwartungen von Taiwan Semiconductor (TSMC) aus der Vorwoche, als erhebliche Sorgen um die Smartphone-Nachfrage beim iPhone-Hersteller Apple und seinen Lieferanten aufgekommen waren.
Dagegen legten die Papiere des Reifenherstellers Michelin um gut anderthalb Prozent zu. Der starke Eurokurs belastete zwar im ersten Quartal die Umsatzentwicklung. Doch wechselkursbereinigt legten die Erlöse dank des stärkeren Absatzes teurer Spezialreifen zu.
Beim Energiekonzern Iberdrola konnten sich die Aktionäre dank überraschend guter Zahlen immerhin über ein Kursplus von rund einem halben Prozent freuen. (awp/mc/ps)