EU-Schluss: Sehr fest

EU-Schluss: Sehr fest

London – Versöhnliche Signale im Zollstreit, einige starke US-Wirtschaftsdaten sowie Hoffnungen auf neue Stimuli der Europäischen Zentralbank haben am Freitag die Börsenlaune in Europa beflügelt. Der EuroStoxx 50 knüpfte wieder an seine zum Jahresende begonnene Aufwärtsbewegung an und stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit Mitte November.

Mit einem Aufschlag von 1,84 Prozent auf 3241,25 Punkte ging der Leitindex der Eurozone schliesslich aus dem Handel. Sein Wochenplus betrug damit 3,37 Prozent. Seit dem Ende Dezember erreichten Tief bei 2909 Punkten beträgt sein Erholungsgewinn inzwischen 11 Prozent. Der währungsgemischte Stoxx 50 überwand am Freitag zudem erstmals wieder seit Oktober die Marke von 3000 Punkten und konnte mit einem Plus von 1,66 Prozent auch knapp darüber schliessen. Der Pariser Cac 40 verbuchte ein Plus von 1,79 Prozent auf 5153,19 Zähler. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,55 Prozent auf 7236,68 Punkte aufwärts.

Zu den Verhandlungen im Zollstreit sprach US-Finanzminister Steven Mnuchin, unter dessen Leitung die US-Delegation aktuell mit China verhandelt, inzwischen von «produktiven» Unterredungen. Chinas Präsident Xi Jinping betonte, es habe «wichtige Fortschritte» gegeben. Allerdings werden die Gespräche laut dem Weissen Haus über die am 1. März endende Frist hinaus andauern.

Konjunkturseitig hellte sich zudem nicht nur die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York im Februar überraschend stark auf. Das wichtige, von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen entwickelte sich im Februar ebenfalls stärker als erwartet. Ein robustes Konsumwachstum stehe damit mittelfristig nicht in Frage, kommentierte Analyst Patrick Boldt von der Helaba.

Hinzu kamen Aussagen des EZB-Direktoriumsmitglieds Benoit Coeuré, der Signale gab, dass die Zentralbank an einem neuen Stimuli-Instrument arbeite. Die EZB diskutiere eine neue Runde an längerfristigen Krediten an Banken, sagte er.

Unter den 19 europäischen Branchen verbuchte nur die der Versorger einen kleinen Verlust von 0,06 Prozent, was vor allem auf das Konto der EDF-Papiere ging, die knapp 6 Prozent einbüssten. Das Gewinnziel des französischen Stromproduzenten für das laufende Jahr war hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der überwiegend in staatlicher Hand befindliche Konzern soll möglicherweise von der Börse genommen werden. Alle anderen Branchen legten zu, allen voran der Bankensektor mit plus 2,7 Prozent. Innerhalb des Ölsektors, der um 1,3 Prozent stieg, gewannen Eni nach vorgelegtem Quartalsbericht 2,3 Prozent.

Unter den Einzelwerten sorgte der Medienkonzern Vivendi für Aufmerksamkeit. Nicht nur starke Quartalszahlen, sondern vor allem die Fortschritte beim Teilverkauf der Musiksparte Universal Music Group (UMG) trieben die Aktie im EuroStoxx auf den höchsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr. Sie gewannen 5,6 Prozent. Das Wachstum der Musiksparte dürfte den Preis für den von Vivendi avisierten Anteilsverkauf nach oben treiben, sagten Analysten.

In London verteuerten sich die Aktien der Royal Bank of Scotland um 2,4 Prozent. Die in der Finanzkrise verstaatlichte Grossbank will erstmals wieder seit 2008 eine Geschäftsjahresdividende ausschütten, die zudem höher als erwartet ausfiel. (awp/mc/ps)

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