EU-Schluss: Erholung geht weiter
London – Europas Börsen haben am Montag ihre jüngste Erholung fortgesetzt. Nach Anlaufschwierigkeiten schaffte es der EuroStoxx 50 in positives Terrain und baute seine Gewinne sukzessive aus. Zum Handelsende verzeichnete der Leitindex der Eurozone ein Plus von 0,71 Prozent auf 3471,24 Punkte – es war der dritte Gewinntag in Folge, nachdem ihn davor Ängste vor einer Rezession ordentlich gebeutelt hatten.
Der französische Cac 40 legte am Montag um 0,61 Prozent auf 5521,61 Punkte zu. Der britische FTSE 100 gewann 0,59 Prozent auf 7197,88 Punkte.
Die Anleger seien hinsichtlich der anstehenden Wiederaufnahme der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche vorsichtig optimistisch, obwohl die Chinesen nicht übermässig interessiert an einem umfassenden Abkommen erschienen, schrieb Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK. Zudem wirke der am vergangenen Freitag veröffentlichte monatliche US-Arbeitsmarktbericht noch positiv nach, da er die Konjunktursorgen etwas gemildert habe.
Zu Beginn der neuen Woche verbuchten alle Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 Gewinne. Am besten schlug sich der Index der Chemieunternehmen, der um rund 1,3 Prozent vorrückte. Für die Indizes der Lebensmittel- und Getränkehersteller sowie der Öl- und Gaskonzerne ging es um jeweils gut ein Prozent hoch. Letzterer profitierte davon, dass die Ölpreise im Tagesverlauf ihre Kursgewinne ausbauten und sich so etwas von ihren jüngsten Verlusten erholten.
Nur minimale Kursaufschläge schafften dagegen die Indizes der Medienunternehmen, Finanzdienstleister und Autohersteller sowie -zulieferer. Letztere leiden besonders unter der Unsicherheit rund um die internationalen Handelsstreitigkeiten.
Unter den Einzelwerten stachen die in London notierten SIG-Aktien nach einer Gewinnwarnung mit einem fast 16-prozentigen Kursrutsch heraus. Der Anbieter von Dämmstoffen, Dächern und anderen Bauprodukten informierte in einem Zwischenbericht, dass er für das Gesamtjahr mit einer deutlich geringeren Profitabilität als bisher rechnet.
Im Fokus standen zudem die in der Schweiz gelisteten Anteile des Sensorherstellers AMS, die ihre zeitweise heftigen Kursverluste aber auf knapp ein Prozent eindämmen konnten. AMS verfehlte sein Ziel, 62,5 Prozent am Lichtspezialisten Osram unter seine Kontrolle zu bringen. «Die Gefahr, dass AMS ein noch höheres Angebot abgeben muss, steigt nun», sagte ein Schweizer Marktexperte. Und falls es beim Status Quo bleibe, könnte ein tieferer Osram-Kurs aufgrund der knapp 20-prozentigen Beteiligung, die unter anderem über Kredit finanziert wurde, viel Geld kosten. «Das ist ein gefundenes Fressen für Leerverkäufer.»
Aktien des Industriegasekonzerns Air Liquide gaben in Paris indes nur optisch kräftig nach. An diesem Montag fand die Preisanpassung für die Ausgabe von Gratisaktien im Verhältnis 1:10 statt, die dann am Mittwoch erfolgt.
Dagegen überzeugte die britisch-spanische Fluggesellschaft International Airlines Group (IAG) mit einem Anstieg der Passagierzahlen im September – die Aktien gewannen an der Spitze des FTSE 100 rund drei Prozent.
Der angekündigte Abbau weiterer Arbeitsplätze bei der Grossbank HSBC riss die Anleger derweil nicht vom Hocker: Am Ende gewannen die Aktien nicht einmal ein halbes Prozent. Im Rahmen eines neuen Sparprogramms des Interimschefs Noel Quinn könnten bis zu 10 000 Stellen wegfallen, berichtet die «Financial Times» (FT) unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Die HSBC hatte bereits angekündigt, 4700 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Die 10 000 kämen nun noch zusätzlich dazu, so die FT.
Auch bei Novartis honorierten die Anleger positive Nachrichten nur mit einem marktkonformen Plus von 0,9 Prozent. Der Schweizer Pharmakonzern berichtete über positive Studiendaten zur Genersatz-Therapie Zolgensma. (awp/mc/ps)