London – Vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) haben sich die Anleger am europäischen Aktienmarkt nicht aus der Deckung gewagt. Der EuroStoxx 50 sank gegen Mittwochmittag um 0,75 Prozent auf 2.124,30 Punkte und büsste damit einen Teil seiner deutlichen Vortagsgewinne von 2,11 Prozent wieder ein. Der CAC 40 fiel in Paris zuletzt um 0,86 Prozent auf 2.958,26 Punkte, und der Londoner FTSE 100 gab um 0,24 Prozent nach auf 5.350,64 Punkte.
Bei der Fed gehen die meisten Experten zwar davon aus, dass sie das Volumen ihrer Anleihekäufe konstant halten wird. Änderungen aber werden sich eventuell in der Struktur ihres Portfolios ergeben: So könnten die Währungshüter Erlöse aus fälligen Wertpapieren vermehrt in langlaufende Staatstitel investieren und damit versuchen, die Langfristzinsen noch stärker zu senken.
Zudem steht Griechenland einmal mehr im Fokus, nachdem bei den telefonischen Beratungen mit der «Troika» aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds «gute Fortschritte» gemacht worden sind. Die Kontrolleure werden nun Anfang kommender Woche wieder nach Athen zurückkehren. Ministerpräsident Giorgos Papandreou berief zudem für diesen Mittwoch eine Sondersitzung des Kabinetts ein. Wie die griechische Presse berichtete, sollen dabei «noch nie dagewesene» Sparmassnahmen beschlossen werden.
In diesem Umfeld folgten die Bankaktien keinem klaren Trend. So knüpften die französischen Branchentitel an ihre zuletzt erlittenen Verlusten an und notierten teils deutlich im Minus. Die Aktien von BNP Paribas etwa sackten am Ende des EuroStoxx um 5,44 Prozent auf 23,56 Euro ab. Die Anteilsscheine der Societe Generale fielen um 2,71 Prozent. Als einer der wenigen Gewinner im Leitindex aber stiegen die Papiere der Unicredit um 0,42 Prozent. Sie hatten bereits am Mittwoch zu den Favoriten gezählt. An der Spitze des «Footsie» kletterten die Titel der Lloyds Banking Group gar um 4,43 Prozent.
Die Aktien des spanischen Modekonzerns und EuroStoxx-Neulings Inditex starteten nach einem unerwarteten Gewinnsprung im ersten Halbjahr zunächst im Plus, mussten dann aber dem schwachen Gesamtmarkt Tribut zollen und gaben um minimale 0,08 Prozent nach auf 63,00 Euro. Analysten bewerteten das Zahlenwerk überwiegend positiv. Lediglich die Abschwächung des Umsatzwachstums im August und im September sei ein kleiner Wermutstropfen, meinte ein Fachmann.
An der Börse in London stiegen die Titel von Imperial Tobacco um 1,91 Prozent auf 2.133,00 Pence. Ein Analyst wertete den Zwischenbericht des Zigarettenherstellers zum vierten Geschäftsquartal als positiv. Zudem rückten die Aktien von SABMiller um 0,65 Prozent vor. Der Brauereikonzern wird den australischen Branchenkollegen Foster’s übernehmen. Zuvor hatten die Briten ihr Angebot erhöht.
Schliesslich fielen in Mailand die Aktien von Fiat um 1,8 Prozent. Die Ratingagentur Moody’s hatte die Kreditwürdigkeit des Autokonzerns heruntergestuft. (awp/mc/pg)