EU-Schluss: EuroStoxx50 gewinnt 0,3% auf 3137 Punkte
Paris – Die europäischen Börsen haben sich am Freitag überwiegend freundlich in das Wochenende verabschiedet. Nach dem schwachen Vortagshandel startete der EuroStoxx50 einen vorsichtigen Erholungsversuch, bei dem Anleger aber lange Zeit um die Gewinne fürchten mussten. Am Ende konnte der Leitindex der Eurozone ein Plus von 0,34 Prozent auf 3137,21 Punkte verteidigen. Auf Wochensicht hat er damit aber knapp 1,4 Prozent verloren.
Nach dem Auf und Ab der vergangenen Tage blieb es ein eher ruhiger Wochenausklang, zumal am Nachmittag auch aus den USA nur wenig Impulse kamen. Dort nutzen viele Anleger den Brückentag nach Thanksgiving für ein langes Wochenende. Schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone bremsten ein wenig den Willen der Anleger, auf dem gedrücktem Niveau zuzugreifen. Die Stimmung der Einkaufsmanager war im November auf den tiefsten Stand seit knapp vier Jahren gefallen.
An den wichtigsten Länderbörsen war die Tendenz unterschiedlich: Der Pariser Cac 40 legte um 0,18 Prozent auf 4946,95 Punkte zu, während der Londoner FTSE 100 belastet von fallenden Rohstoffwerten um 0,11 Prozent auf 6952,86 Punkte nachgab. In Italien, wo der Schuldenstreit mit der EU weiter schwelt, erholte sich der FTSE MIB um 0,6 Prozent.
Schwäche zeigten vor allem die in London konzentrierten Werte aus der Rohstoffbranche. Der rasante Verfall beim Ölpreis belastete dort die Aktien von Ölkonzernen wie Shell oder BP , deren Aktien im FTSE 100 mit bis zu 4 Prozent Minus zu den Verlierern zählten. Ebenso wenig Zuspruch fanden dort die Minenwerte, negativ angeführt vom Gold- und Silberkonzern Fresnillo mit einem Minus von 6,98 Prozent.
In beiden Fällen, also sowohl beim Öl als auch bei anderen Rohstoffförderern, drückten sich am Freitag in besonderem Masse die neuen Sorgen der Anleger von einer Konjunkturabschwächung aus, während auf der anderen Seite ein hohes Angebot auf den Märkten lastet. Der Preis für ein Öl-Barrel der Nordseesorte Brent fiel erstmals seit Oktober 2017 unter 60 US-Dollar. Neben den britischen Werten zeigte sich dies auch im EuroStoxx bei Total und Eni , die am Indexende um 3 beziehungsweise 1,8 Prozent fielen.
Davon gibt es jedoch auch Profiteure wie etwa Fluggesellschaften, bei denen ein niedriger Ölpreis die Treibstoffkosten senkt. Entsprechend gehörten Aktien aus dem Sektor Travel & Leisure mit mehr als 1 Prozent Plus in der Branchenwertung zu den grössten Gewinnern. Ähnlich gefragt waren noch Papiere aus den Gesundheits-, Technologie- und Mediensektoren.
Bei den Einzelwerten zeigte sich die vom niedrigen Ölpreis ausgelöste Euphorie beim Billigflieger Easyjet mit einem Kursgewinn von gut 4 Prozent. Getoppt wurde dies in London aber noch von den Aktien des angeschlagenen Konkurrenten Flybe, die angetrieben von Übernahmefantasie ein über 70-prozentiges Kurfeuerwerk zündeten. Marktanalyst David Madden von CMC Markets verwies hier auf Medienberichte, worin Virgin Atlantic ein Interesse nachgesagt wird.
In Paris erholten sich Renault um 2,3 Prozent von ihrem Kursrutsch der vergangenen Tage wegen einer Finanzaffäre um den Konzernchef Carlos Ghosn. Am Freitag äusserten sich die Experten des Analysehauses Jefferies positiv zu dem Autobauer, dessen Papiere sie nun zum Kauf empfehlen. Experte Philippe Houchois geht davon aus, dass die Auto-Allianz neu justiert wird und Renault seinen Anteil an Nissan reduziert. (awp/mc/pg)