London – Nach einer siebenwöchigen Gewinnserie hat der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 am Montag etwas schwächer geschlossen. Die meisten anderen europäischen Börsen gaben ebenfalls nach. Für die Kursverluste zum Wochenauftakt machte Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG vor allem das Euro/Dollar-Verhältnis verantwortlich. Zu den wenigen Gewinnern hingegen zählte der schwer gebeutelte Athener Aktienmarkt und auch die Londoner Börse.
Der EuroStoxx sank um 0,73 Prozent auf 3699,04 Punkte. Allerdings hatte er am Freitag auf dem höchsten Stand seit Juni 2008 geschlossen. Seit Ende Januar, als die Europäische Zentralbank ihr milliardenschweres Kaufprogramm für Euro-Staatsanleihen angekündigt hatte, beträgt das Plus nun bereits rund 11 Prozent. Der französische CAC-40-Index verlor an diesem Montag 0,65 Prozent auf 5054,52 Punkte.
Die fortgesetzte technische Erholung des Euro im Vergleich zum US-Dollar sei der «Übeltäter» der gedrückten Stimmung, sagte Marktanalyst Henke. Die europäische Gemeinschaftswährung baute ihre Gewinne aus der vergangenen Woche weiter aus und stieg zum Handelsschluss an den europäischen Aktienbörsen auf 1,0918 US-Dollar. Ihr jüngstes Tief hatte sie Mitte März bei 1,046 Dollar erreicht.
Der britische FTSE 100, der vor dem Wochenende erstmals die 7000-Punkte-Marke geknackt hatte, beendete den Handel hingegen mit plus 0,22 Prozent auf 7037,67 Punkten. Der Athex-Index im krisenerschütterten Griechenland rückte um knapp 3 Prozent vor, hat allerdings bisher im März immer noch 13 Prozent eingebüsst.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 war der Rohstoff-Sektor einziger Gewinner und legte um 0,50 Prozent zu. Am Ende der Branchenübersicht fand sich hingegen der Index der Autobauer und -zulieferer, der um 2,79 Prozent absackte. «Nach einem grossen Verfall an den Terminmärkten kommt es oft zu einem Favoritenwechsel. Das zeigt sich nun an den zuvor sehr gut gelaufenen Autowerten», sagte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Am Freitag waren Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an der Derivatebörse Eurex ausgelaufen.
Kursbewegende Nachrichten zu Einzelwerten gab nur wenige. Vivendi gewannen an der EuroStoxx-Spitze 3,34 Prozent. Der US-Hedgefonds P. Schoenfeld Asset Management LP will, dass der Medienkonzern seinen Musikverlag Universal Music Group verkauft. Dies hatte der Grossatkionär, der etwas weniger als ein Prozent an Vivendi hält, bereits in einem Brief im Dezember gefordert. Vivendi hatte dem zwar eine Absage erteilt, will nun aber über einen höheren Dividendenvorschlag nachdenken.
In London profitierten die Titel von Standard Chartered laut Händlern von positiven US-Studien. Sie sprangen an der Spitze im «Footsie» um 6,49 Prozent auf 1141 Pence hoch. Die US-Bank JPMorgan habe ihr Anlageurteil für die stark auf Asien ausgerichtete Grossbank von «Neutral» auf «Overweight» hochgestuft und das Kursziel auf 1250 Pence hochgeschraubt, hiess es. Zudem hatte auch die Citigroup ihr Kursziel auf 1300 Pence angehoben. Analyst Ronit Ghose geht davon aus, dass der designierte neue Unternehmenschef Bill Winters Werte freisetzen kann, indem er sich auf Kostensenkungen fokussert und die Dividende kürzt, um die Kapitalausstattung zu verbessern. (awp/mc/upd/ps)