London – Die Talfahrt am Londoner Aktienmarkt hat sich am Freitag fortgesetzt. Einerseits mehrten sich die Hinweise auf eine baldige Zinserhöhung, die dem Pfund weiter Auftrieb gaben. Das belastete exportorientierte heimische Unternehmen. Andererseits reagierten Anleger verunsichert, nachdem es in einer Londoner U-Bahn zu einer Explosion gekommen war, hinter der die Polizei einen Terroranschlag vermutet. Damit büsste der FTSE 100 1,10 Prozent auf 7215,47 Punkte ein. Aktuell notiert der «Footsie» wieder auf dem Niveau von Anfang Mai.
Die meisten anderen Börsen Europas hingegen gaben am Tag des Hexensabbats, des grossen Verfalls an den Terminbörsen, nur etwas nach und zollten damit ihren jüngsten Kursanstiegen Tribut: Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, fiel um 0,31 Prozent auf 3515,55 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Plus von 1,97 Prozent. Der französische CAC-40 schloss am Freitag 0,22 Prozent tiefer bei 5213,91 Zählern.
Schwächste Branche in Europa war der Bankensektor mit minus 0,85 Prozent, während die Aktien aus der Automobilindustrie mit einem Gewinn von 0,77 Prozent die Nase vorn hatten.
Auch die Einzelhandelsbranche wurde erneut favorisiert und rückte um rund 0,5 Prozent vor. Tags zuvor hatte der britische Modehändler Next mit seinem Quartalsbericht überzeugt, woraufhin die Aktien und um knapp 13 Prozent angesprungen waren. Am Freitag nun bauten sie ihre Gewinne weiter aus und stiegen um rund 1 Prozent.
Die Anteilsscheine von Hennes & Mauritz (H&M) gewannen nach vorgelegten Quartalszahlen in Stockholm 1,69 Prozent. Der Modekonzern hatte informiert, dass er vor einem vielversprechenden Herbstauftakt stehe, nachdem die H&M-Sommermode aggressiv aus den Lagern verbannt worden sei.
Die Anteilsscheine von Axa sanken im EuroStoxx um mehr als 1 Prozent. Europas zweitgrösster Versicherer lotet nach Informationen aus Kreisen eine Neuaufstellung seiner europäischen Vermögensverwaltung aus. In Frage kämen eine Fusion beziehungsweise die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Ein möglicher Partner sei die französische Investmentbank Natixis.
Dass der Nahrungsmittelkonzern Nestlé tiefer ins Café-Geschäft einsteigt, quittierten Anleger mit moderaten Verkäufen. Die Papiere verloren im SMI 0,25 Prozent. Die Schweizer übernehmen eine Mehrheitsbeteiligung am amerikanischen Edel-Röster und Fachhändler Blue Bottle Coffee mit rund 30 Cafés in den USA und Japan. Bis Ende des Jahres sollen es 55 werden. (awp/mc/upd/ps)