London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag keine einheitliche Richtung eingeschlagen. Während in Deutschland, der Schweiz oder in Grossbritannien Gewinne verbucht wurden, gaben die Börsen in Frankreich, Italien und Spanien nach. Der Eurostoxx 50, der Leitindex der Eurozone, schloss wenig verändert mit minus 0,08 Prozent auf 3235,71 Punkte.
In Paris schloss der CAC-40 um 0,49 Prozent tiefer bei 4754,47 Zählern und wurde dabei vor allem von schwachen Finanzwerten belastet, nachdem die Bank BNP Paribas mit ihrem Quartalsbericht die Erwartungen verfehlt hatte. Der Londoner FTSE 100 hingegen erhielt Rückenwind vom schwachen Pfund: Die britische Währung war über Nacht zum US-Dollar um mehr als einen Cent gefallen, was tendenziell den im «Footsie» enthaltenen Exportwerten hilft. Zusätzlich gestützt durch freundliche Minenwerte gewann der britische Leitindex 0,20 Prozent auf 7186,22 Punkte.
Insgesamt standen weiter politische Sorgen im Vordergrund. Der von der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen angestrebte Austritt aus der Eurozone hatte schon am Vortag neue Sorgenwellen um Europas Zukunft hochschlagen lassen und auch den Eurokurs belastet. Le Pens Aussagen wiederum riefen den französischen Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau auf den Plan. Er warnte vor einem Austritt, da dies die Schuldenaufnahme deutlich teurer machen würde. Zugleich standen aber auch Unternehmensberichte im Fokus, die recht uneinheitlich ausgefallen waren.
Neben dem europäischen Öl- und Gassektor, der um 1,48 Prozent fiel, zeigte sich vor allem der Bankensektor schwach mit minus 0,80 Prozent. Unter den grössten Verlierern befanden sich hier vor allem französische Bankaktien, nachdem die BNP Paribas mit ihrem Überschuss im vierten Quartal enttäuscht hatte. Die BNP-Papiere büssten im EuroStoxx 4,77 Prozent ein, gefolgt von denen der Societe Generale, die um 2,50 Prozent nachgaben. Im Pariser CAC 40 gaben zudem die Papiere der Credit Agricole um mehr als zwei Prozent nach.
In London waren die BP-Aktien mit einem Kursrutsch um 4,08 Prozent grösster Verlierer. Der Ölkonzern schrieb – verglichen mit dem Vorjahr – im vierten Quartal zwar wieder schwarze Zahlen, verfehlte aber bei dem um Sonderposten bereinigten Gewinn die Erwartungen. Das belastete den gesamten Sektor. Tullow Oil sanken um 3,34 Prozent und Total um 1,02 Prozent.
Der irische Unternehmensdienstleister DCC setzte sich im «Footsie» an die Index-Spitze mit plus 5,65 Prozent. DCC erwartet einem Zwischenbericht zufolge, dass der operative Gewinn des Ende Dezember ausgelaufenen dritten Geschäftsquartals deutlich zugelegt hat und den aktuellen Markterwartungen entspricht. Zudem einigte sich DCC mit der zum US-Ölkonzern ExxonMobil gehörenden Esso Norge und übernimmt deren Tankstellen-Netzwerk in Norwegen für 235 Millionen Pfund.
Die Nokia-Aktien waren Spitzenwert im EuroStoxx mit plus 2,50 Prozent und profitierten von einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung der US-Investmentbank Morgan Stanley. Die Gewinnsituation des Netzwerkausrüsters stabilisiere sich und der Kostensenkungsplan werde gut umgesetzt, hiess es. In Mailand hingegen gaben die Anteilsscheine von Fiat Chrysler um 2,81 Prozent nach. Die französische Antibetrugsbehörde hat wegen Abgaswerten von Diesel-Fahrzeugen des italienisch-amerikanischen Autoherstellers die Justiz eingeschaltet. (awp/mc/upd/ps)