London – Gewinnmitnahmen haben die europäischen Aktienmärkte am Dienstag deutlich ins Minus gedrückt. Börsianer sprachen einhellig von einer längst fälligen Konsolidierung nach der zuletzt starken Kursentwicklung. Bereits zum Auftakt hatten schwache Vorgaben aus Übersee und eine gesenkte Absatzprognose des Verbandes chinesischer Autohersteller auf die Stimmung gedrückt. Zudem schürte der Bergbaukonzern BHP Billiton mit Aussagen über eine nachlassende Eisenerz-Nachfrage aus China die Sorgen um die inzwischen weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft.
Der EuroStoxx 50 weitete seine Verluste im Handelsverlauf aus: Gegen Mittag stand der Leitindex der Eurozone 1,28 Prozent tiefer bei 2.575,08 Punkten. Zum Wochenauftakt war das Börsenbarometer nach vier Gewinntagen in Folge und dem höchsten Schlussstand seit August 2011 prozentual unverändert aus dem Handel gegangen. In Paris gab der Cac 40 am Dienstag um 1,44 Prozent auf 3.526,44 Punkte nach und der Londoner FTSE 100 verlor 1,12 Prozent auf 5.894,17 Punkte.
Im Autosektor drückten Nachrichten aus China auf die Stimmung. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Berufung auf Gu Xianghua, stellvertretender Generalsekretär der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) berichtete, werde das dortige Absatzwachstum 2012 womöglich nicht einmal bei fünf Prozent liegen – und damit weit unter dem bisher angepeilten Wert von acht Prozent. «Besonders betroffen» soll dem Bericht zufolge die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen sein, die durch die «schwierige gesamtwirtschaftliche Lage» gedämpft werde. Zudem hiess es in einem weiteren Bericht der Agentur, dass die von den Herstellern gewährten Rabatte in China gestiegen seien. Der Sektorindex war mit minus 4,19 Prozent klares Schlusslicht in der europäischen Branchenübersicht. Der Sektorindex für Rohstoffe abbauende Unternehmen nahm hier mit ebenfalls deutlichen Verlusten von 3,15 Prozent den zweitletzten Platz ein. Die Titel von BHP Billiton gehörten in London ebenso wie die anderer Bergbaukonzerne zu den grössten Verlierern.
Unternehmensnachrichten gab es nur wenige. Die krisengeschüttelte Fluggesellschaft Air France-KLM einigte sich mit ihren französischen Piloten auf Beiträge zum Sparprogramm. Die Aktien verloren 1,24 Prozent auf 4,538 Euro. Zudem gelang dem Schweizer Dienstleistungs- und Handelsunternehmen DKSH ein erfolgreiches Börsendebüt. Die Aktien waren mit einem ersten Kurs von 51,00 Schweizer Franken an der Schweizer Börse SIX an den Start gegangen und hatten damit bereits deutlich über dem Ausgabepreis von 48 Franken gelegen. Zuletzt konnten sie sich der allgemeinen Marktschwäche allerdings nicht ganz entziehen und notierten bei 50,75 Franken. Der Börsengang ist der grösste an der SIX seit Jahren. (awp/mc/pg)