Paris – Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag nach Äusserungen zur Bankenbranche und zu den Konjunkturaussichten in Europa eine Berg- und Talfahrt durchlebt. Nach einem schwachen Start drehte der EuroStoxx 50 vorübergehend ins Plus, um dann bis zur Mittagszeit 1,47 Prozent auf 2.337,38 Punkte zu verlieren. In Paris gab der CAC 40 1,29 Prozent auf 3.188,25 Zähler nach. In London fiel der FTSE 100 um 0,93 Prozent auf 5.391,37 Punkte.
Im Euroraum dürfte sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2011 nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in ihrem Monatsbericht deutlich abkühlen. Zudem verweist die Notenbank auf ungünstigere Finanzierungsbedingungen. Das dämpfte Händlern zufolge die Stimmung. Ausserdem erwarten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten nur noch ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,8 Prozent im kommenden Jahr. In China waren die Ein- und Ausfuhren im September weniger stark gestiegen als prognostiziert.
Das Auf und Ab war vor allem bei Bankentiteln ausgeprägt. Zunächst hatten Signale hinsichtlich eines wieder zunehmenden Vertrauens unter den Finanzinstituten durch die geringen Einlagen bei der EZB für Zukäufe gesorgt. Bis zur Mittagszeit sackten die Papiere aber deutlich ab. Experten rechnen damit, dass die europäische Bankenaufsicht von den Finanzinstituten eine deutlich höhere Eigenkapitalquote verlangen wird als bisher. Societe Generale verloren 2,85 Prozent, Deutsche Bank 1,36 Prozent und BNP Paribas 4,95 Prozent. Gegen 13 Uhr werden zudem die Quartalszahlen der US-Bank J.P. Morgan erwartet.
Carrefour sackten um 5,53 Prozent ab, nachdem der französische Einzelhändler für dieses Jahr mit einem stärkeren Gewinnrückgang als bisher rechnet. Die Aktie des Schweizer Pharmaunternehmens Roche gab um 3,73 Prozent nach, nachdem Roche für die ersten neun Monate aufgrund des starken Franken einen Umsatzrückgang gemeldet hatte.
Alcatel-Lucent schossen in Paris um 7,05 Prozent nach oben. Nach einem Bericht der «Financial Times» hat sich der französisch-amerikanische Telekomkonzern mit dem Finanzinvestor Permira über den Verkauf seines Call-Center-Geschäft geeinigt. Permira zahle 1,5 Milliarden US-Dollar für Genesys. Die Aktie von Total gab 1,7 Prozent nach. Der französische Ölkonzern will bei der Erkundung neuer Lagerstätten höhere Risiken eingehen und sie sich mehr kosten lassen, wie Total-Chef Christophe de Margerie der «Financial Times» (FT) sagte.
Für einen kräftigen Kursanstieg von 9,60 Prozent bei Bank Sarasin sorgte ein Bericht in der Schweizer «Handelszeitung», wonach Julius Bär an einem Kauf des Konkurrenten interessiert ist. Zeitweise war die Aktie allerdings ins Minus zurückgefallen, nachdem die Bank mitgeteilt hatte, sie wolle an ihrer Unabhängigkeit festhalten. Die Papiere von Julius Bär zogen um 3,37 Prozent an. Nach Ansicht von Goldman Sachs sprechen einige Faktoren für die Glaubwürdigkeit des Berichtes. Unter anderem versuche Julius Bär derzeit überschüssiges Kapital in Höhe von 800 Millionen Franken zu investieren. Ausserdem könne das Finanzinstitut mit der Bank Sarasin einige Synergieeffekte heben. (awp/mc/ps)