EU-Schluss: Anleger ziehen sich wegen Iran-Konflikt zurück

EU-Schluss: Anleger ziehen sich wegen Iran-Konflikt zurück

London – Gesamteuropäisch gesehen sind die Börsen am Freitag nach dem Kurssprung am ersten Handelstag 2020 ins Stolpern geraten. Die Spannungen im Mittleren Osten nach einem Angriff der US-Streitkräfte auf einen hochrangigen iranischen Kommandeur dämpften zu Wochenschluss den jüngsten Optimismus. Anleger zogen es vor, in sichere Anlageformen wie etwa Gold umzuschichten. Auch die Ölpreise zogen deutlich an.

Der EuroStoxx 50 verlor 0,52 Prozent auf 3773,37 Punkte und beendete die Woche damit etwas tiefer. Er sowie andere Länderindizes schlugen sich damit zu Wochenschluss besser als der 1,25 Prozent schwächere deutsche Dax , dem die am Freitag beflügelten Ölwerte in seiner Zusammensetzung fehlten.

In Paris legte der Cac 40 hingegen um 0,04 Prozent auf 6044,16 Punkte zu. Der Londoner FTSE 100 gewann dank der gewichtigen Ölaktien sogar 0,24 Prozent auf 7622,40 Zähler.

«Auf den Börsenparketts dieser Welt wird jetzt die Frage diskutiert, ob es zu einem militärischen Nachspiel in der Region kommen wird», merkte Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets an. Bislang seien aber lediglich die erhöhten geopolitischen Spannungen eingepreist, nicht jedoch eine Eskalation. Die Mehrheit bleibe noch der Meinung, dass es diese Eskalation nicht geben werde.

In der Sektorenbetrachtung führte die Risikoscheu der Anleger zu einem Rückzug aus zyklischen Bereichen. Belastet zeigten sich unter anderem die Auto-, Finanz-, Chemie- und Rohstoffwerte. Ihre Sektorindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 Index verloren zwischen 1,1 und 1,5 Prozent.

Der Sektorindex Travel & Leisure wurde mit einem Abschlag von 1,6 Prozent zum Schlusslicht. Dort haben Fluggesellschaften, die am Freitag unter einem anziehenden Ölpreis litten, ein ordentliches Gewicht. Air France-KLM erlitten mit einem Abschlagen von 8 Prozent besonders deutliche Verluste, weil ein höherer Ölpreis die Treibstoffkosten nach oben treiben kann.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud: die Ölwerte wurden mit dem Ölpreis, der das höchste Niveau seit vergangenem April erreichte, zu den Profiteuren. Der Stoxx 600 Oil & Gas lag mit 1,1 Prozent Aufschlag an der Spitze der Einzelsektoren. Eni und Total waren mit Anstiegen von bis zu 1,1 Prozent im EuroStoxx vorne dabei. Der Londoner FTSE wurde von den bis zu 2,8 Prozent festeren Shell– und BP-Aktien gestützt.

Nachrichten zu Einzelwerten waren rar gesät. Für Tabakkonzerne ging es bergauf, wie Kursgewinne von BAT und Imperial Brands von bis zu 2,7 Prozent zeigten. Zum Treiber wurde hier, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA exotische Geschmacksrichtungen für E-Zigaretten verboten hat. BAT-Chef Jack Bowles sah darin einen willkommenen Schritt, um den US-Markt wieder stabiler zu machen.

Die Aktien des britischen Einzelhändlers Next konnten sich den Abgaben am Gesamtmarkt wegen gestiegener Umsätze im Weihnachtsgeschäft zunächst entziehen, verloren letztlich aber auch 0,2 Prozent. RBC-Analyst Richard Chamberlain bemängelte in einem Kommentar, dass sich das starke Online-Wachstum nicht in höherem Mass im Gewinn niederschlage. (awp/mc/ps)

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