London – Der weiter schwache Euro hat die jüngste Rally beim EuroStoxx 50 befeuert. Der Leitindex der Eurozone knackte am Montag erstmals wieder seit Anfang September die Marke von 3100 Punkten. Allerdings bröckelten die Gewinne im Verlauf etwas ab, so dass er letztlich mit plus 0,53 Prozent auf 3093,86 Punkte aus dem Handel ging.
Kursverluste beim Euro können die Ausfuhren der exportlastigen Unternehmen der Eurozone erleichtern. Die Gemeinschaftswährung kostete am frühen Abend 1,0880 US-Dollar, was Händler vor allem auf die weiter ungebremste Geldflut durch die Europäische Zentralbank (EZB) zurückführten. Zwar hatte sich am vergangenen Donnerstag EZB-Präsident Mario Draghi mit konkreten Hinweisen zur weiteren Geldpolitik zurückgehalten, machte aber deutlich, dass ein abruptes Ende der konjunkturstützenden Anleihekäufe unwahrscheinlich sei.
Der französische CAC-40-Index stieg um 0,36 Prozent auf 4552,58 Punkte. Der britische FTSE-100-Index dagegen gab um 0,49 Prozent auf 6986,40 Punkte nach, hatte allerdings erst rund zwei Wochen zuvor bei knapp unter 7130 Punkten den höchsten Stand in seiner Geschichte erreicht.
Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets sieht in dem schwachen Euro einen Boten für eine künftig höhere Inflation in der Eurozone. Aus Angst vor gegenteiligen Tendenzen, einer Deflation also, hätten weltweite Investmentfonds seit dem Brexit-Referendum europäische Aktien weiträumig umschifft. «Wenn sich herumspricht, dass das Deflationsgespenst aus der Eurozone vertrieben wurde, könnte es zu deutlichen Nachholeffekten kommen», erwartet Stanzl nun und verwies darauf, dass sich die wichtigsten US-Indizes allesamt nahe ihrer Rekordhochs befänden.
Unter den Einzelwerten zogen Philips nach vorgelegten Quartalszahlen an der Spitze des EuroStoxx um 4,36 Prozent an. Die stärkere Ausrichtung auf Gesundheit und Medizintechnik hatte sich beim niederländischen Elektrokonzern im dritten Jahresviertel ausgezahlt.
Aus Branchensicht hatten derweil Banken mit einem Aufschlag von 1,38 Prozent die Nase vorn. Im Leitindex der Eurozone waren die Papiere der Bank Santander und die von BBVA mit jeweils mehr als 3 Prozent die gefragtesten Werte nach Philips. Aktien aus dem Lebensmittelsektor hingegen waren am wenigsten begehrt. Der Index verlor 1,01 Prozent.
Klares Schlusslicht im schweizerischen Leitindex SMI waren die Aktien von Syngenta mit minus 5,81 Prozent. Der chinesische Chemiekonzern ChemChina machte bei der geplanten Übernahme des Düngemittelherstellers keine Zugeständnisse gegenüber den EU-Kartellbehörden. Unter Anlegern ging deshalb die Sorge um, dass der Deal noch scheitern könnte.
Im britischen Leitindex rückten die Anteilsscheine des Billigfliegers Easyjet um 1,42 Prozent vor. Die schweizerische Bank UBS hatte die Papiere zum Kauf empfohlen. (awp/mc/upd/ps)