Paris -Die Aktienmärkte in Europa haben am Mittwoch ihre Talfahrt bei gedrosseltem Tempo fortgesetzt. Erstmals seit Mitte Oktober schloss der EuroStoxx 50 wieder unter 3000 Punkten. Anleger strichen Gewinne aus dem bislang starken Börsenjahr ein, nachdem überraschend starke Beschäftigungszahlen aus dem Privatsektor der USA durch den Dienstleister ADP veröffentlicht worden waren. Positive Konjunkturdaten schüren Sorgen, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr ihre ultralockere Geldpolitik etwas zurückfahren wird. Der Eurozonen-Leitindex beendete den Handel mit minus 0,73 Prozent auf 2991,76 Punkten. In Paris büsste der Cac-40-Index 0,57 Prozent auf 4148,52 Punkte ein. Der Londoner Leitindex FTSE 100 gab um 0,34 Prozent auf 6509,97 Punkte nach.
«Der heutige Handelstag an den europäischen Börsen war eine weitere Enttäuschung», sagte Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK. «Hoffnungen auf eine weihnachtliche Rally scheinen im Schneesturm festzustecken.» Die ADP-Daten schienen zudem die Befürchtungen eines ersten geldpolitischen Fed-Schrittes anzuheizen, auch wenn schwächere ISM-Daten aus dem Dienstleistungssektor den Ausverkauf an den Börsen abgemildert hätten.
Nach dem Kursrutsch der beiden vergangenen Handelstage erholten sich Rohstoffwerte insgesamt etwas: Der Sektorindex Stoxx 600 Basic Resources zeigte sich mit plus 0,49 Prozent als stärkste Branche. Die Aktie von Rio Tinto verzeichnete im «Footsie» mit plus 1,95 Prozent die grössten Gewinne, gefolgt von Antofagasta , die um 1,72 Prozent zulegten.
Finanzwerte wurden weiter gemieden. Die EU-Kommission bestraft mehrere Grossbanken wegen der Manipulation von Zinssätzen wie dem Libor mit einer Rekordbusse von insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Mit Standard Chartered als schwächstem Wert im Bankensektor gab auch hier eine britische Aktie den Ton vor. Sie büsste 6,46 Prozent ein und war damit auch Schlusslicht im «Footsie». Der Branchenindex Stoxx Banks fiel zugleich um 1,07 Prozent.
Im EuroStoxx 50 erholten sich die Titel des Telekomkonzerns Orange an der Index-Spitze etwas von ihren Vortagesverlusten von mehr als drei Prozent. Sie legten um 1,09 Prozent zu. Die Tesco-Aktien büssten in London 0,47 Prozent ein. Hier stand der Zwischenbericht zum dritten Geschäftsquartal im Fokus. Discounter machen Grossbritanniens grössten Handelskonzern auf dem Heimatmarkt zunehmend das Leben schwer. In dem Ende November abgelaufenen Jahresviertel war der Umsatz konzernweit bereinigt um 2,5 Prozent gesunken.
Nokia gewannen in Finnland 1,22 Prozent. Der angeschlagene Konzern bekam grünes Licht aus Brüssel für den Verkauf seiner Handysparte an den Softwarhersteller Microsoft . Die obersten Kartellwächter in der EU genehmigten das Vorhaben ohne Auflagen.(awp/mc/ps)